Samstag, 23. August 2014

Was ist das?


Das hier habe ich im Urlaub fotografiert:



In der Stadt Waldkirch im Schwarz-Wald.

Es ist ein Wasser-Becken.
Es ist vielleicht 6 Meter lang
und 2 1/2 (zwei einhalb)  Meter breit.
Das Wasser ist ungefähr 30 Zentimeter hoch.
Es fließt durch das Becken.
An einer Schmal-Seite fließt es hinein, 
und an der Seite gegenüber fließt es hinaus.
Und es ist ziemlich kalt!

Eine Treppe führt in das Becken.
Im Becken ist ein Geländer.
Das Geländer führt im Kreis herum. 



Also, was kann das sein?



Ein Swimming-Pool?
Dafür ist das Wasser zu niedrig.

Ein Plansch-Becken für Kinder?
Dafür ist das Wasser zu kalt.

Ein Hunde-Bad?
Auch nicht. 
Lassen Sie Ihren Hund lieber nicht ins Wasser. 
Das gibt nur Ärger.






Bild: Ein Plansch-Becken in der Stadt Heidenau.
Kinder spielen darin mit Wasser. Sie planschen. 
Foto: Bademeester / Wikimedia Commons.

Jetzt kommt eine Frau.
Sie krempelt ihre Hosen-Beine hoch. 
Dann geht sie in das Becken.
Sie legt eine Hand an das Geländer und geht im Kreis herum.
Bei jedem Schritt zieht sie den Fuß ganz aus dem Wasser.
Das sieht komisch aus. 
Sie geht wie ein Storch.


 







 
Bild: In der Stadt Kronberg am Taunus, 2006.
Foto: Peng / Wikimedia Commons
Bild: Ein Storch.
Foto: Benreis / Wikimedia Commons

Die Frau geht einmal ganz herum. 
Dann verlässt sie das Becken. 
Nun geht sie auf der Wiese auf und ab.

Und warum macht sie das?

Das soll gut für die Gesundheit sein.
Wenn man niedrigen Blut-Druck hat und viel müde ist.
Manchen Leute hilft es gegen Kopf-Schmerzen.
Und gegen viele anderen Krankheiten.
Man nennt es Wasser-Treten.

Und das ist die Lösung für meine Frage:


Das Wasserbecken ist eine Kneipp-Anlage


Das Wasser-Treten ist eine alte Heil-Methode.
Sebastian Kneipp hat sie 1886 in einem Buch vorgestellt.
Zusammen mit anderen Wasser-Kuren.
Seitdem nennt man das Heilen mit kaltem Wasser "Kneipp-Kur"
Und das Wasser-Becken oben ist eine "Kneipp-Anlage".



Bild: Verschiedene Kneipp-Kuren. 
Aus einem Buch von 1895.
Foto: Droszdp / WMC



Wer war Sebastian Kneipp?


Sebastian Kneipp war ein Pfarrer.


 


Als junger Mann war er sehr krank:
Er hatte Tuberkulose.
Da hörte er von der Wasser-Kur.
Er badete einige Male in eis-kaltem Wasser
und wurde wieder gesund.




Bild: Sebastian Kneipp auf einer alten Brief-Marke.
Foto: Nobbi P / Wikimedia Commons

 
Von da an beschäftige er sich mit natürlichen Heil-Methoden.
Später gab er kranken Menschen Tipps.
Nicht nur für die Wasser-Kur.
Auch für gesundes Essen.
Er sagte: Das moderne Leben macht uns krank. 
Darüber schrieb er auch Bücher.

Die Patienten waren begeistert von ihm.
Aber die Ärzte und Apotheker ärgerten sich.
Sie sagten:
Sebastian Kneipp ist kein Arzt.
Er hat keine Ahnung von Medizin.
Er macht große Fehler!

Sebastian Kneipp musste vor Gericht.
Der Richter verurteilte ihn.
Er sagte: Sebastian Kneipp ist ein Kur-Pfuscher.
Das bedeutet: 
Er hat Kranke behandelt, 
obwohl er keine Berechtigung dafür hat.

Aber den Patienten war das egal. 
Denn Kneipp erklärte ihnen Krankheit und Gesundheit.
Er erklärte es ganz einfach.
Er konnte gut reden...
Schließlich war er ein Pfarrer!
Bald hatte er viele Anhänger. 
Sie sagten: Sebastian Kneipp hat uns geheilt.  

Kneipp lebte in dem Dorf Wörishofen.
Dort gingen immer mehr Menschen hin.
Ein paar tausend im Jahr.
Vor allem im Sommer.
Dann hielt Kneipp jeden Tag Vorträge über gesundes Leben.



Bild: Sebastian Kneipp hält einen Vortrag 
in Bad Wörishofen, 1895 oder früher.
Künstler: Ismael Gentz (1864-1914)
Foto: Kluibi/ Wikimedia Commons.


Immer mehr Ärzte interessierten sich für Kneipp´s Methode.
Einige halfen ihm bei seinen Kuren.
Und in Wörishofen baute man immer mehr Hotels.
Das Dorf wurde schnell eine Stadt:
Der Kur-Ort Bad Wörishofen.



Bild: Die Haupt-Straße von Bad Wörishofen, 2001.
Foto: Lothar Spurzem, Wikimedia Commons.


Heute sagen viele Ärzte:
Kneipp-Kuren sind eine gute Ergänzung zur Schul-Medizin.
Und das Leben nach den Lehre von Kneipp ist gesund.
Es ist eine gute Vorbeugung gegen Zivilisations-Krankheiten. 


Die Lehre von Sebastian Kneipp heute


In Deutschland gibt es heute ungefähr 600 Kneipp-Vereine.
Sie tragen die Lehre von Sebastian Kneipp weiter.
Sie sind auch offen für neue Methoden.
Zum Beispiel für Yoga.
Und sie bauen Kneipp - Becken.
Zum Beispiel in Parks.
Oder an Bächen und kleinen Flüssen.
Dort, wo es kaltes Wasser gibt.
Und wo Leute spazieren gehen.
Die Becken darf jeder benutzen.

Kneipp-Kuren gelten heute als ein bisschen altmodisch.
Chinesische Medizin und indisches Ayurveda sind mehr in Mode.
Aber für gesundes Leben interessieren die Leute sich.
Genau wie früher.

Und noch etwas ist gleich geblieben:
Wir diskutieren immer noch viel darüber,
ob natürliche Heil-Methoden wirklich funktionieren,  
oder ob sie nur Kur-Pfuscherei sind.

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