Sonntag, 24. März 2024

Der Ritter und der Apfelbaum

 

Es war einmal ein Ritter.

Er war sehr schlecht.

Er nahm den Leuten ihre Sachen weg.

Er nahm den Bauern ihr Land weg.

Er entführte Frauen und tötete Kinder.


Ein Ritter (der Rtter, -) entführt eine Frau.
Bild: Codex Manesse, 1305 - 1315.
Universitätsbibliothek Heidelberg

So lebte der Ritter viele Jahre.

Dann wurde er alt.

Er dachte:

Ich war mein Leben lang schlecht.

Aber ich möchte doch in den Himmel kommen!


Er ging zu einem Priester.

Der Priester sagte:

Du musst für deine Sünden büßen.

Und er gab ihm eine schwere Buße auf.


Aber der Ritter konnte die Buße nicht einhalten.

Er ging wieder zu dem Priester und sagte:

Ich bin schwach geworden und habe die Buße nicht eingehalten.


Da gab ihm der Priester eine andere Buße auf.

Doch der Ritter konnte auch diese Buße nicht einhalten.


So ging das ein paar Mal.

Dann sagte der Priester:

Sage Du mir, welche Buße Du einhalten kannst!

Dann werde ich Dir diese aufgeben.


Ein Apfelbaum (der pfelbaum, ̈-e)
Foto: Baden de / CC/by/3.0


Der Ritter dachte nach.

Dann sagte er:

Bei meinem Haus ist ein Apfelbaum.

Seine Äpfel sind sehr sauer.

Ich konnte noch nie einen essen.

Gib mir doch auf, dass ich nicht von diesem Baum essen soll!

Diese Buße kann ich bestimmt einhalten.


Der Priester dachte:

Ist das nicht zu einfach?

Aber dann fiel ihm ein:

Wenn etwas verboten ist, wird es interessant.

Und so sagte er zu dem Ritter:

Gut. Ich gebe Dir diese Aufgabe als Buße auf.


Der Ritter ging froh nach Hause.

Vor dem Haus stand der Apfelbaum.

Er dachte:

Von diesem Baum darf ich nie mehr essen.

Der Gedanke war ganz leicht.


Aber der Ritter ging jeden Tag an dem Baum vorbei.

Und jeden Tag wurde der Gedanke schwerer.


Dann kam der Herbst.

Die Äpfel leuchteten aus dem Baum.

Und der Ritter kam in große Versuchung.

Er dachte tagein, tagaus an die Äpfel.


Eines Tages wurde er schwach.

Er ging zu dem Baum

und streckte die Hand nach einem Apfel aus.

Dann fiel ihm ein:

Wenn ich einen Apfel esse, breche ich mein Versprechen.

Und er zog die Hand wieder zurück.


Aber weil die Äpfel so schön waren,

streckte er die Hand wieder aus.

Er zog sie wieder zurück,

streckte sie erneut aus..

so stand er lange Zeit in großen Qualen.


Er blieb zum Schluss standhaft

und aß keinen Apfel.

Aber die Qualen waren zu viel für ihn.

Sein Herz versagte,

er fiel unter dem Baum auf den Boden

und starb.



Die Geschichte vom Ritter und dem Apfelbaum


Diese Geschichte ist schon sehr alt.

Cesarius von Heisterbach hat sie erzählt.

Cesarius war ein Mönch.


Cesarius von Heisterbach.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf/
Wikimedia Commons

Cesarius lebte in dem Kloster Heisterbach.

Dort unterrichtete er die Novizen.

Im Unterricht erzählte er solche Geschichten.


Cesarius lebte im 13. Jahrhundert.

Das ist lange her.

Aber er hat seine Geschichten aufgeschrieben.

Deshalb kennen wir sie heute noch.


So sieht das Kloster Heisterbach heute aus. 
Foto: Detlev Huhn / CC/by-sa/4.0


WORTLISTE

der Bauer, -n = Beruf. Bauern haben Tiere und bauen Obst, Gemüse und Getreide an.

das Lnd, (hier nur Singular) = Erde oder Boden, auf dem Bauern arbeiten.

wgnehmen, nahm wg, wggenommen = etwas nehmen und nicht zurückgeben.

entführen = Eine Person mit Gewalt mitnehmen und nicht mehr weggehen lassen.

in den Hmmel kmmen = sterben und dann bei Gott leben

der Priester, - = Beruf. Priester arbeiten in der Kirche. Sie leiten den Gottesdienst.

die Sünde, -n = eine Tat. Sie ist sehr schlecht.

büßen = eine Sünde wieder gut machen // auch: für eine Sünde leiden.

die Buße, -n = (Substantiv von) "büßen"

aufgeben, gab auf, aufgegeben = jemandem eine Aufgabe geben. Zum Beispiel: Die Lehrerin gibt den Schülern Hausaufgaben auf.

schwch werden = Die Kraft verlieren /zu wenig Kraft haben.

einhalten, hielt ein, eingehalten = befolgen (zum Beispiel: Eine Regel einhalten).

So ging das ein paar Mal = diese (schlechte) Sache passierte mehrmals.

verboten = so, dass man es nicht darf.

der Gednke, -n = (Substantiv) von denken.

in Versuchung kmmen = Man darf eine Sache nicht tun. Aber man möchte sie trotzdem tun.

(die Versuchung, -en)

tagein, tagaus = jeden Tag und zu jeder Zeit.

 einfallen, fiel ein, eingefallen = Man hat eine Sache vergessen. Dann kommt sie plötzlich wieder in den Kopf.

versprchen, versprach, versprchen = sagen, dass man etwas bestimmt tun wird. 

das Versprchen, - = (Substantiv von) versprechen.

ein Versprchen brchen = ein Versprechen nicht halten

die Hnd ausstrecken = die Hand zu einer Sache hin bewegen.

die Hnd zurückziehen (zog zurück, zurückgezogen) = die Hand zum Körper zurück bewegen.

erneut = wieder

die Qual, -en = Schmerzen. Sie sind sehr stark. Es können Schmerzen im Körper sein, oder Schmerzen im Herz.

stndhaft = so, dass man nicht schwach wird, obwohl es sehr schwer ist.

versagen = nicht mehr funktionieren.

das Hrz versagt = das Herz schlägt nicht mehr.

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der Mönch, -e = Ein Mann. Er heiratet nicht und lebt sein Leben nur für Gott.

das 13. Jahrhundert = die Zeit von dem Jahr 1200 bis 1299.

das Kloster,  ̈-  = Ort. Häuser mit einer Kirche. Mönche leben dort zusammen.

der Novize, -n = Junge. Er lebt und lernt im Kloster und soll später ein Mönch werden.


Liebe Leute, 

was denken Sie über diese alte Geschichte?

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