Sonntag, 24. Juli 2022

Die Großmutter von Bertolt Brecht



Der Autor Bertolt Brecht schrieb:

Brtolt Brcht (Name)

Als meine Großmutter 72 Jahre alt war, starb mein Großvater.


Mein Großvater hatte eine Druckerei.

Er verdiente nie viel Geld.

Mein Großmutter kümmerte sich allein um das Haus, 

um die Werkstatt, 

und um fünf Kinder.

Sie war sehr sparsam.

Nie gab sie Geld für sich selbst aus.

Sie tat alles für die Familie.


Als ihre Kinder groß waren, zogen alle fort.

Nur der jüngste Sohn blieb in der Stadt.

Auch er verdiente wenig Geld,

und seine Familie war zu groß.

Er lebte mit drei Kindern in zwei Zimmern. 


Nach dem Tod des Vaters überlegten die Geschwister:

"Nun ist unsere Mutter allein.

Was sollen wir machen?"

der Tod des Vaters = der Tod von dem Vater

Der jüngste Sohn sagte:

"Meine Familie ist groß und meine Wohnung ist klein. 

Mutter hat ein ganzes Haus.

Wir können zu Mutter ziehen.

Dann ist sie nicht mehr allein."


Aber die Mutter ging auf diese Idee nicht ein.

Sie blieb allein in ihrem Haus.

Sie lud den Sohn und seine Familie nur am Sonntag zum Essen ein.


Nach einiger Zeit schrieb der jüngere Bruder einen Brief an den großen Bruder:

"Die Leute sprechen über unsere Mutter!

Stell dir vor: Sie geht ins Kino!"


Kinos hatten damals keinen guten Ruf.

Sie waren im Hinterzimmer von Kneipen

Dort war es oft schmutzig, 

und im Dunkeln saßen Liebespaare und schmusten.

Und - das Kino kostete Geld.

Das war Verschwendung!

Es war nicht respektabel.


Nach einiger Zeit schrieb der jüngste Bruder wieder einen Brief:

"Unsere Mutter geht jeden zweiten Tag im Gasthof essen!

Ich lebe so arm, und sie wirft Geld hinaus!"


Einige Zeit später hatte Bertolt Brechts Vater in der Stadt zu tun.

Er besuchte die Mutter.

Sie wollte gerade ausgehen.

Aber sie nahm den Hut wieder ab und gab ihm ein Glas Wein und Brot.


Das Haus war sauber.

Und die Mutter war sehr ausgeglichen.

Nicht traurig, aber auch nicht aufgekratzt.

Er sagte: 

"Lass uns Vaters Grab besuchen."

Sie antwortete:

"Du kannst alleine gehen.

Ich habe noch etwas zu tun."


Wo ging die Mutter hin?

Das erfuhren die Geschwister auch aus einem Brief.

Der jüngste Bruder schrieb:

"Unsere Mutter besucht jetzt immer den Schuster XY.

Dort treffen sich Leute und reden."


Dieser Schuster hatte Reisen gemacht und etwas von der Welt gesehen.

Aber er war arm. 

Seine Straße hatte einen schlechten Ruf,

und seine Freunde waren Dienstmädchen und Arbeitslose.

Außerdem trank er zu viel.


Der jüngste Bruder schrieb:

"Ich habe ihr gesagt: `Dieser Mann ist kein Umgang für Dich´.

Aber sie hat nur geantwortet `Er hat etwas gesehen´- 

und damit war das Gespräch zu Ende!"


Bertolt Brechts Vater antwortete:

"Es geht ihr gut.

Ich glaube, es ist alles in Ordnung.

Lass Sie machen, was sie will."


Aber was wollte sie?

Der nächste Brief vom jüngeren Bruder kam bald:

"Unsere Mutter hat einen Wagen gemietet und ist zu einem Pferderennen gefahren!

Ich mache mir Sorgen.

Wir müssen einen Arzt hinzuziehen!"


Auch Brechts Vater schüttelte den Kopf über die Mutter.

Aber einen Arzt holen wollte er nicht.


Zu dem Pferderennen war die Mutter nicht alleine gefahren.

Sie hatte ein Dienstmädchen aus dem Gasthof mitgenommen.

Das Dienstmädchen ging mit der Mutter auch zu dem Schuster.

Die beiden verbrachten viel Zeit zusammen.


Der jüngste Bruder schrieb:

"Mutter hat dem Dienstmädchen einen Hut mit Rosen gekauft.

Und meine Tochter hat kein Kommunionkleid!"

Seine Briefe wurden immer aufgeregter.

Er schrieb nur noch davon, wie unwürdig sich die Mutter aufführte.


Das ging zwei Jahre lang so.

Dann starb die Mutter.

Danach erfuhren die Geschwister:

Sie hatte eine Hypothek auf das Haus aufgenommen.

Es war nichts mehr übrig.


Was hatte die Mutter mit dem vielen Geld gemacht?

Das erfuhren die Kinder nie.

Vielleicht hatte sie es dem Schuster geschenkt.

Denn nach ihrem Tod zog er in eine andere Stadt und eröffnete dort ein Geschäft.


Brecht schreibt:

Meine Großmutter hat eigentlich zwei Leben gehabt.

Zweiundsiebzig Jahre lang lebte sie in Knechtschaft.

Zwei Jahre lang lebte sie in Freiheit.

Und sie hat das Brot des Lebens aufgegessen bis zum letzten Stückchen.


Wortliste
die Drckerei, -en = Ort. Dort bringt man Texte auf Papier und macht daraus Bücher, Zeitungen oder Werbung.
sich kümmern um = die Arbeit machen, die nötig ist / für jemand sorgen.
die Werkstatt,  ̈- en = Ort, wo man etwas herstellt/ produziert.
sparsam = so, dass man nicht viel Geld ausgibt.
fort ziehen, zog, gezogen = einen Ort verlassen und an einem anderen Ort wohnen.
überlegen = nachdenken
ein gnzes Haus = ein Haus mit allen Zimmern.
zu jemandem ziehen, zog, gezogen= die eigene Wohnung verlassen und in der Wohnung von einer anderen Person wohnen.
auf twas eingehen = eine Idee annehmen / tun, was jemand vorgeschlagen hat.
stll Dir vor! = denke dir! 
keinen guten Ruf haben = die Leute sprechen schlecht darüber. 
das Hnterzimmer, - = ein Zimmer hinten in einem Restaurant oder in einer Wohnung. Dieses Zimmer ist oft nicht so schön. Man zeigt es Fremden nicht.
die Kneipe, -n = Ort, wo man Bier trinkt. 
das Dnkel =(Substantiv von) dunkel.
das Liebespaar, -e = zwei Personen, die sich lieben.
schmusen = streicheln und küssen.
verschwnden = viel von etwas benutzen, obwohl man nicht so viel braucht.
die Verschwndung, -en = (Substantiv von) verschwenden.
respektabel = so, dass die Leute Respekt vor einem haben 
jeden zweiten Tag = immer wieder nach zwei Tagen
der Gsthof, ̈- e = das Restaurant
Gld hinauswerfen, wrf hinaus, hinausgeworfen = zu viel Geld ausgeben / Geld ausgeben für Dinge, die man nicht braucht.
(an einem Ort) z tun haben = (an einem Ort) arbeiten / etwas tun müssen
ausgeglichen = nicht traurig, aber auch nicht besonders fröhlich.
traurig = so, dass man weinen muss
aufgekratzt = so, dass man sehr viel reden muss
das Grab , ̈- er = Ort, wo ein Toter in der Erde liegt.
erfahren = die Information bekommen.
der Schuster, - = Person. Sie macht Schuhe oder repariert Schuhe.
twas von der Wlt sehen = Andere Länder besuchen /weit fort reisen.
das Dienstmädchen, - = Frau. Ihre Arbeit ist einfach, aber hart. Sie verdient nicht viel Geld.
der Arbeitslose, -n = Person. Sie hat keine Arbeit.
das ist keimgang für Dch! = Mit dieser Person sollst Du nichts zu tun haben / Diese Person ist zu schlecht für Dich.
mieten = Geld geben, damit man etwas benutzen kann.
das Pferderennen, - = Viele Pferde laufen einen Weg. Das Pferd ganz vorne gewinnt.
hinzuziehen (zog hinzu / hinzugezogen)  = (einen Experten) fragen.
(über jemanden) den Kopf schütteln = denken "diese Person sollte das nicht tun" / "diese Person handelt nicht klug".
das Kommunionkleid, -er = Kleid. Mädchen tragen des bei der "Erst-Kommunion". Das ist ein Fest in der katholischen Kirche. 
aufgeregt = so, dass man nicht ruhig sein kann, weil man sich auf etwas freut - oder weil man vor etwas Angst hat.
unwürdig = so, dass es peinlich ist / sich so benehmen, dass andere keinen Respekt haben können.
sich aufführen = sich so benehmen, dass die Leute es deutlich bemerken.
eine Hypothek aufnehmen auf (ein Haus) Von einer Bank Geld leihen und ein Haus als Sicherheit geben.
ein Geschäft eröffnen = Einen Laden neu aufmachen.
eigentlich = wenn man gut darüber nachdenkt, muss man so sagen
die Knchtschaft (nur Singular) = das Leben als Diener / leben und nur für andere arbeiten.
die Freiheit, -en = man kann tun, was man will.
das Brot des Lebens = (symbolisch:) Das Leben ist ein Brot. 
die Greisin, -nen = Frau. Sie ist sehr alt.



Die Geschichte "Die unwürdige Greisin"



Bertolt Brecht (1898-1956)
Bild: Bundesarchiv / CC/by-sa/3.0

Das ist Bertolt Brecht.

Die Geschichte über seine Großmutter heißt "Die unwürdige Greisin".

Sie können den Text im Internet finden.


Als ich jung war, lasen wir die Geschichte in der Schule.

Dann sollten wir diskutieren:

Hat die Großmutter sich wirklich unwürdig aufgeführt?


Unsere Meinungen waren damals sehr unterschiedlich!

Was meinen Sie heute?

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Sonntag, 13. Februar 2022

Ein Gedicht von Angelus Silesius

ngelus Silesius (Name)

Eine Rose (die Rose, -n).
Sie blüht: Eine Blüte ist offen.
Foto: JLPC/Wikimedia /CC/by-sa/3.0 

 

Liebe Leute,


heute stelle ich ein Gedicht vor.


Die Ros´ ist ohn Warum

Sie blühet, weil sie blüht

Sie acht´ nicht ihrer selbst

Fragt nicht, ob man sie sieht. 

die Ros` = die Rose

ohn´ = ohne

acht´ = achtet


Das bedeutet: 

Die Rose braucht keinen Grund für das, was sie tut.

Sie blüht, weil sie blüht.

Sie denkt nicht über sich selbst nach

und sie fragt nicht, ob jemand sie sieht.


Wortliste

die Rose, -n = Blume. (siehe Bild)

das Warụm (nur Singular) = (hier groß geschrieben, weil es ein Substantiv ist)

blühen = (siehe Bild)

einer Sạche ạchten (+ Genitiv)  (altes Deutsch ) = auf eine Sache achten / denken, dass eine Sache wichtig ist.

ihrer selbst  (altes Deutsch) = auf sich selbst.


Angelus Silesius


Angelus Silesius (1624-1677)
Foto: Wikimedia Commons/Public Domain

Johannes Scheffler war ein Arzt.

Er schrieb auch Gedichte.

Als Dichter nannte er sich "Angelus Silesius".

Das bedeutet: Der Engel aus Schlesien.

Engel bringen Nachrichten von Gott zu den Menschen.

Das wollte Angelus Silesius auch tun.

Johnnes Schffler (Name)

Schlesien (Ort)


Engel (der Ẹngel, -)  in der Stadt Schwäbisch Hall
Foto: privat


Alle Gedichte von Angelus Silesius sind religiös.

Aber oft sprechen sie nicht von Gott.

Angelus Silesius dachte nämlich: 

"Gott ist nicht irgendwo im Himmel -

Er lebt in den Menschen!

Wir müssen nur seine Stimme in uns hören.

Dann sollen wir seinen Worten folgen.

Ein Mensch, der Gott folgt, ist wie eine Blume, die blüht."


Diese Denkweise nennt man "Mystik".


Viele Leute dachten damals:

Angelus Silesius ist total verrückt!


Aber seine Gedichte sind geblieben.


Wortliste

der Dchter, - = Person. Sie macht Gedichte.

der ngel, - = Wesen. Es sieht aus wie ein Mensch, aber es kann fliegen. Es wohnt im Himmel.

religiös = so, dass es mit dem Glauben an Gott zu tun hat.

der Gtt,  ̈-er = Höchstes Wesen. Er hat die Menschen und die Welt gemacht.

der Hmmel, - = das Blaue über der Welt / Der Ort, wo Gott ist.

die Stmme, -n = der Klang, mit dem jemand spricht.

flgen (+Dativ)= (hier:) tun, was er sagt (zum Beispiel: Das Kind folgt den Eltern.)

die Dnkweise, -n = die Art, wie man denkt.

die Mystik, -en = (siehe Text)

total = ganz

verrückt = so, dass der Kopf nicht in Ordnung ist.

bleiben = (hier:) noch hier sein / noch bekannt sein.



Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Mystik gibt es in vielen Religionen.

Gibt es in Ihrer Religion oder in Ihrem Land auch Mystiker?

Kennen Sie einen Mystiker?

Hat er auch Gedichte geschrieben?

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Sonntag, 6. Februar 2022

Studentenfutter


Das ist Studenten·futter:
Eine Mischung aus Nüssen und Rosinen.


Das Studentenftter (nur Singular) 
Rechts vorne ist eine Mandel (die Mndel, -n).
Das Schwarze sind Rosinen (die Rosine,-n)
Foto: Buchling / Wikimedia Commons / CC/by-sa/3.0/



Futter ist eigentlich Essen für Tiere.
Man kann zum Beispiel sagen: 
"Du musst der Katze noch Futter geben!"

Woher kommt dann das Wort Studentenfutter?
Ich habe nachgeschaut:

Das Wort gab es schon im 17. Jahr·hundert!
In Studentenfutter sind Mandeln und Rosinen.
Mandeln und Rosinen waren damals sehr teuer,
und .. die Eltern von Studenten hatten Geld.
Sie konnten ihren Kindern so gutes Essen bezahlen.
im siebzehnten Jahrhndert

Diese Erklärung hat mich überrascht.
Denn heute gibt es den Ausdruck "armer Student",
und wir denken, dass früher alle Studenten kein Geld hatten.
Aber das ist falsch.
Wenn eine Familie kein Geld hatte,
dann konnten die Kinder gar nicht studieren.

Und warum heißt es "Futter"?
Das ist einfach:
Das Wort Futter kann man nicht nur für Tiere benutzen, 
sondern auch für Menschen.
Vor allem, wenn man viel isst.
Und Studenten essen ja oft sehr viel. :-)

Wenn junge Leute eine große Mahlzeit schnell essen, sagen wir:
sie futtern.
Zum Beispiel:
"Kai und Paul haben den ganzen Kuchen weggefuttert.



Wortliste
die Mschung = verschiedene Sachen zusammen
das Ftter (nur Singular) = das Essen für Tiere.
eigentlich = (hier:) die normale Bedeutung ist...
die Nss, e = Same von einem Baum.
die Rosine,-n = getrocknete Weintraube.
nachschauen = (hier:) im Lexikon oder im Internet suchen.
das 17. Jahrhndert = die Zeit vom Jahr 1600 bis zum Jahr 1700.
damals = zu einer Zeit vor vielen, vielen Jahren.
das hat mich überrscht = das hatte ich vorher nicht gedacht.
rm = so, dass man sehr wenig Geld hat.
fttern = viel und schnell essen.
wgfuttern = essen, bis nichts mehr da ist.


Liebe Leute, 
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Sonntag, 16. Januar 2022

Kannibalen in Hamburg? :-) :-) :-)

 

Liebe Leute, 

das ist im Dezember im Hamburg passiert:


Ein Mann am Telefon.
Foto: Tim Parkinson/ Wikimedia/CC/by/2.0


Ein Mann hat bei der Polizei angerufen.

Er hat gesagt:


"Ich bin gerade auf Ebay.

Da ist eine Anzeige aus Hamburg.

Jemand verkauft dort Menschen·fleisch!"


Die Polizisten sahen auf Ebay nach.

Es stimmte!

Sie waren alarmiert.


Sie besorgten sich einen Durchsuchungs·befehl.

Das dauert sonst lange.

Aber diesmal ging es schnell.


Dann zogen die Polizisten schuss·sichere Westen an.

Sie nahmen ihre Waffen mit

und fuhren zu der Adresse, die auf Ebay angegeben war.



Ein Polizeiauto (das Polizeiuto, -s) in Hamburg.
Foto: Kalle Schmitz/ Wikimedia/ CC/by-sa/4.0


Sie klingelten an der Türe.

Sie waren auf das Schlimmste gefasst.


Eine Frau öffnete.

Sie war sehr überrascht.

Sie sagte:

Es stimmt, ich habe eine Anzeige auf Ebay aufgegeben.

Aber - ich verkaufe kein Menschenfleisch!

Ich verkaufe Hähnchen·fleisch.


Die Polizisten sagten:

Zeigen Sie uns das Fleisch!

Die Frau öffnete den Kühlschrank.

Richtig. Es war Hähnchenfleisch.


Dann sagte die Frau:

Ich glaube, ich weiß, wie das passiert ist:

Ich habe meine Anzeige per Sprach·eingabe aufgegeben.

Als ich fertig war, habe ich sie nicht mehr durchgelesen.

Der Sprach·assistent hat mich wohl falsch verstanden...


Wortliste

der Kannibale, -n = Mensch. Er isst andere Menschen.

auf Ebay sein [sprich: Ibäi] = auf Ebay etwas suchen / Angebote auf Ebay anschauen.

larmiert = so, dass man sich plötzlich große Sorgen macht.

sich etwas besrgen = etwas holen / dafür sorgen, dass man etwas bekommt.

der Durchsuchungsbefehl, -e = Offizielles Papier. Darauf steht: Die Polizei darf in diese private Wohnung gehen und dort nachsehen.

snst = (hier:) zu anderen Zeiten / normalerweise / meistens.

schsssicher = so, dass Kugeln von einer Waffe nicht durch gehen.

die Wste, -n = Kleidungsstück für den Oberkörper.

die Wffe, -n = Gerät, mit dem man Menschen oder Tiere verletzen oder töten kann. 

(die Adresse) ngeben, gan, ngegeben = (hier:) schreiben oder sagen, wo es ist.

auf das Schlmmste gefsst sein = etwas sehr Schlechtes erwarten / denken, dass etwas sehr Schlechtes passieren kann.

das Hähnchen, - = männliches Huhn. 

die nzeige, -n = Nachricht. Darin steht, dass man etwas verkauft oder etwas sucht.

(eine Anzeige) aufgeben, gab auf, aufgegeben = eine Nachricht in das Internet oder in die Zeitung schreiben. 

pr = mit der Hilfe von / durch (die Frau hat zum Schreiben die Spracheingabe benutzt)

die Spracheingabe, -n = Man spricht eine Nachricht und das Smartphone schreibt sie auf.

der Sprachassistnt, -en = Funktion am Smartphone. Sie schreibt auf, was man spricht.

die Autokorrektur, -en = Fuktion am Smartphone. Sie verbessert Wörter, die man falsch geschrieben hat.


Liebe Leute, 

haben Sie das auch schon einmal erlebt?

Hat ihre Spracheingabe Unsinn aufgeschrieben?

Oder hat ihre Autokorrektur Fehler gemacht?

Erzählen Sie!

Und hinterlassen Sie gerne einen Kommentar.

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Samstag, 1. Januar 2022

"... und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..."


Liebe Leserinnen, liebe Leser,

das neue Jahr ist da!
Ich wünsche Ihnen einen guten Anfang!
Ihre 
Susanne Knödel 



Und hier kommt ein schönes Gedicht über den Anfang:


Ein Winter·morgen bei der Stadt Donaueschingen.
Foto Heinz Bunse / Wikimedia / CC/by-sa/2.0



... jedem Anfang wohnt ein Zauber inne ...

Dieser Satz steht an Neujahr oft in der Zeitung.
Er bedeutet:
In jedem Anfang wohnt ein Zauber.
oder
Jeder Anfang hat eine Magie. 


Der Satz kommt aus dem Gedicht "Stufen".
Hermann Hesse hat es geschrieben.
Hẹrmann Hẹsse

Das Gedicht beginnt so:

Wie jede Blüte welkt,
und jede Jugend dem Alter weicht, 
blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit
und darf nicht ewig dauern.

 

Also:
Jede Blume verwelkt.
Junge Leute werden alt.
So blüht und verwelkt jede Zeit im Leben.
Auch unser Wissen veraltet.
Manche Gewohnheiten waren gestern gut für uns:
sie waren Tugenden.
Aber heute passen sie nicht mehr.
Alles hat seine Zeit.
Nichts kann immer so bleiben, wie es ist.


Danach erzählt das Gedicht:

Das Leben ruft uns immer wieder:
"Das Alte ist vorbei.
Fang neu an!"
Dann muss unser Herz tapfer sein.
Es muss Abschied nehmen 
und neu anfangen.

Wir sollen deswegen nicht traurig sein,
denn 
... jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt, und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter von Raum zu Raum gehen.
Nie sollen wir denken:
Dieser Raum ist meine Heimat.
Denn wenn wir zu lange dort bleiben,
dann werden wir müde.
Aber das Leben will uns nicht fesseln.
Er will uns von Stufe zu Stufe immer höher heben.

Vielleicht wird sogar unsere letzte Stunde ein Anfang sein.
Vielleicht gehen wir dann wieder in einen neuen Raum
und fangen neu an.
Das Leben wird uns immer wieder rufen.
Herz, habe Mut und geh los!
Nimm Abschied, und werde gesund.

Wohlan denn, Herz! Nimm Abschied und gesunde!


Wortliste
der Zauber, - = (hier:) etwas, das eine Sache gut und interessant aussehen lässt.
die Magie = eine geheimnisvolle Kraft, die Menschen oder Dinge plötzlich verändern kann.
die Stufe, -n = Teil von einer Treppe / Ding, auf dem man nach oben steigen kann.
wlken = (Pflanze/Blume) trocken werden.
verwlken = trocken werden und sterben.
die Weisheit, -en = Klugheit, die aus Erfahrung kommt.
weichen = Platz machen / weg gehen.
die Tugend, -en = die gute Gewohnheit.
ewig = so, dass es nie aufhört.
verlten = nicht mehr modern sein / nicht mehr in die Zeit passen
das Hrz, - en = 💗
tpfer = so, dass man keine Angst hat / mutig
Wohln denn! (oder nur: Wohln!) = (altes Deutsch) fang an! / Lass uns anfangen. Kommt von  "wohl" (gut) und "An(fang)".
bschied nehmen, nahm bschied, bschied genmmen = "Auf Wiedersehen" sagen und weg gehen.
beschützen = machen, das jemand sicher leben kann.
der uns hlft, zu leben = der uns beim Leben hilft / der uns hilft, dass wir unser Leben gut schaffen.
heiter = froh / in guter Stimmung
die Heimat, -en = Ort, wo man sich zuhause fühlt.
fsseln = jemanden fest binden, so dass er nicht weg gehen kann.
mmer höher = höher und höher
heben = etwas in der Hand halten und nach oben bewegen.
gesnden = gesund werden / nicht mehr krank sein.



Das Gedicht "Stufen"


Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden ...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde! 
 
Herrmann Hesse 
 (1941)
 


Und hier sind zwei Übersetzungen
englisch
http://myweb.dal.ca/waue/Trans/Hesse-Stufen.html 
 
französisch:
http://sharingmeanscaring.blogspot.de/2007/02/original-deutsch-then-english-and.html 
 


Wortliste
bei jedem Lebens·ruf(e) = jedes Mal, wenn das Leben ruft.
der Neu·beginn, -e = der neue Anfang.
die Bndung, -en = die Beziehung zu einem Menschen / (hier:) die Aufgaben.
durchschreiten, schrtt durch, durchgeschrtten = durch (etwas) gehen.
an etwas hängen (hing, gehngen) = etwas nicht verlassen wollen / ohne etwas nicht gut leben können.
der Wlt·geist = der Sinn vom Leben / das Universum.
ngen = (altes Deutsch) enger machen / Raum wegnehmen.
weiten = weiter machen / Raum geben.
Stuf´ um Stufe = Stufe um Stufe = eine Stufe nach der anderen, immer mehr.
heimisch = zuhause.
der Lebens·kreis = die eigene Umgebung und die Menschen, mit denen man lebt.
traulich = (altes Deutsch) vertraut / so dass man es gut kennt und sich damit gut fühlt.
eingewohnt = eingewöhnt / an etwas gewöhnt.
drohen = sagen, dass man etwas Schlimmes tun wird / (schlechte Sache) passieren können.
erschlffen = müde werden und keine Kraft mehr haben.
das rschlffen = (Substantiv von:) erschlaffen.
bereit sein (zu etwas)= etwas tun wollen.
der Aufbruch = das Losgehen.
lähmen = machen, dass jemand sich nicht mehr bewegen kann.
sich entrffen = (altes Deutsch) sich entschließen, das man etwas nicht mehr tun will / sich entschließen, das man einen Ort verlassen will.
entgegen·senden = zu jemandem schicken, der sich nähert.
des Lebens Ruf = der Ruf von dem Leben.


 

Herrmann Hesse und das Gedicht "Stufen"


Der Autor Hermann Hesse (1877-1962)
Fotograf:in unbekannt / Wikimedia / CC/by-sa/3.0



 
Hermann Hesse kam aus einer Familie von Missionaren.
Aber er selbst interessierte sich mehr für den Buddhismus
und für die indische Philosophie.
Als die Nazis in Deutschland regierten, ging er in die Schweiz.
Dort half er Flüchtlingen aus Deutschland bei ihrem Neuanfang.
In dieser Zeit hat er das Gedicht "Stufen" geschrieben.



Wortliste
der Mssionar, -e = Person, die in ein anderes Land geht und dort die christliche Religion lehrt.
der Buddhịsmus (nur Singular) = die Lehre von Buddha Siddharta Gautama.
die Philosophie, -n = die Gedankenwelt / Lehren, die die Welt erklären, aber keine Religion sind.
die Nazis = die Leute von Adolf Hitler.
regieren = ein Land leiten / in einem Land sagen, was die Leute tun und wie sie leben sollen.
der Flüchtling, -e = Person. Sie kann in ihrem Land nicht mehr sicher leben und geht deshalb in ein anderes Land.


Liebe Leute, 
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