Liebe Leserinnen, liebe Leser,
das neue Jahr ist da!
Ich wünsche Ihnen einen guten Anfang!
Ihre
Susanne Knödel
Und hier kommt ein schönes Gedicht über den Anfang:
Ein Winter·morgen bei der Stadt Donaueschingen. Foto Heinz Bunse / Wikimedia / CC/by-sa/2.0 |
... jedem Anfang wohnt ein Zauber inne ...
Dieser Satz steht an Neujahr oft in der Zeitung.
Er bedeutet:
In jedem Anfang wohnt ein Zauber.
oder
Jeder Anfang hat eine Magie.
Der Satz kommt aus dem Gedicht "Stufen".
Er bedeutet:
In jedem Anfang wohnt ein Zauber.
oder
Jeder Anfang hat eine Magie.
Der Satz kommt aus dem Gedicht "Stufen".
Hermann Hesse hat es geschrieben.
Hẹrmann Hẹsse
Das Gedicht beginnt so:
Wie jede Blüte welkt,und jede Jugend dem Alter weicht,blüht jede Lebensstufe,blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeitund darf nicht ewig dauern.
Also:Jede Blume verwelkt.
Junge Leute werden alt.
So blüht und verwelkt jede Zeit im Leben.
Auch unser Wissen veraltet.
Manche Gewohnheiten waren gestern gut für uns:
sie waren Tugenden.
Aber heute passen sie nicht mehr.
So blüht und verwelkt jede Zeit im Leben.
Auch unser Wissen veraltet.
Manche Gewohnheiten waren gestern gut für uns:
sie waren Tugenden.
Aber heute passen sie nicht mehr.
Alles hat seine Zeit.
Nichts kann immer so bleiben, wie es ist.
Danach erzählt das Gedicht:
Das Leben ruft uns immer wieder:
Das Leben ruft uns immer wieder:
"Das Alte ist vorbei.
Fang neu an!"
Dann muss unser Herz tapfer sein.
Es muss Abschied nehmen
Dann muss unser Herz tapfer sein.
Es muss Abschied nehmen
und neu anfangen.
Wir sollen deswegen nicht traurig sein,
denn
Wir sollen deswegen nicht traurig sein,
denn
... jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt, und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter von Raum zu Raum gehen.
Nie sollen wir denken:
Dieser Raum ist meine Heimat.
Denn wenn wir zu lange dort bleiben,Nie sollen wir denken:
Dieser Raum ist meine Heimat.
dann werden wir müde.
Aber das Leben will uns nicht fesseln.
Er will uns von Stufe zu Stufe immer höher heben.
Vielleicht wird sogar unsere letzte Stunde ein Anfang sein.
Vielleicht gehen wir dann wieder in einen neuen Raum
und fangen neu an.
Das Leben wird uns immer wieder rufen.
Herz, habe Mut und geh los!
Nimm Abschied, und werde gesund.
Nimm Abschied, und werde gesund.
Wohlan denn, Herz! Nimm Abschied und gesunde!
der Zauber, - = (hier:) etwas, das eine Sache gut und interessant aussehen lässt.
die Magie = eine geheimnisvolle Kraft, die Menschen oder Dinge plötzlich verändern kann.
die Stufe, -n = Teil von einer Treppe / Ding, auf dem man nach oben steigen kann.
wẹlken = (Pflanze/Blume) trocken werden.
verwẹlken = trocken werden und sterben.
die Weisheit, -en = Klugheit, die aus Erfahrung kommt.
weichen = Platz machen / weg gehen.
die Tugend, -en = die gute Gewohnheit.
ewig = so, dass es nie aufhört.
verạlten = nicht mehr modern sein / nicht mehr in die Zeit passen
das Hẹrz, - en = 💗
tạpfer = so, dass man keine Angst hat / mutig
Wohlạn denn! (oder nur: Wohlạn!) = (altes Deutsch) fang an! / Lass uns anfangen. Kommt von "wohl" (gut) und "An(fang)".
Ạbschied nehmen, nahm Ạbschied, Ạbschied genọmmen = "Auf Wiedersehen" sagen und weg gehen.
beschützen = machen, das jemand sicher leben kann.
der uns hịlft, zu leben = der uns beim Leben hilft / der uns hilft, dass wir unser Leben gut schaffen.
heiter = froh / in guter Stimmung
die Heimat, -en = Ort, wo man sich zuhause fühlt.
fẹsseln = jemanden fest binden, so dass er nicht weg gehen kann.
ịmmer höher = höher und höher
heben = etwas in der Hand halten und nach oben bewegen.
gesụnden = gesund werden / nicht mehr krank sein.
Das Gedicht "Stufen"
- Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
- Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
- Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
- Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
- Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
- Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
- Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
- In andre, neue Bindungen zu geben.
- Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
- Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
- Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
- An keinem wie an einer Heimat hängen,
- Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
- Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
- Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
- Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
- Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
- Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
- Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
- Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
- Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden ...
- Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
- Herrmann Hesse
- (1941)
Und hier sind zwei Übersetzungen
- englisch
- http://myweb.dal.ca/waue/Trans/Hesse-Stufen.html
- französisch:
- http://sharingmeanscaring.blogspot.de/2007/02/original-deutsch-then-english-and.html
Der Autor Hermann Hesse (1877-1962)
Fotograf:in unbekannt / Wikimedia / CC/by-sa/3.0- Hermann Hesse kam aus einer Familie von Missionaren.
- Aber er selbst interessierte sich mehr für den Buddhismus
- und für die indische Philosophie.
- Als die Nazis in Deutschland regierten, ging er in die Schweiz.
- Dort half er Flüchtlingen aus Deutschland bei ihrem Neuanfang.
- In dieser Zeit hat er das Gedicht "Stufen" geschrieben.
- Wortliste
- der Mịssionar, -e = Person, die in ein anderes Land geht und dort die christliche Religion lehrt.
- der Buddhịsmus (nur Singular) = die Lehre von Buddha Siddharta Gautama.
- die Philosophie, -n = die Gedankenwelt / Lehren, die die Welt erklären, aber keine Religion sind.
- die Nazis = die Leute von Adolf Hitler.
- regieren = ein Land leiten / in einem Land sagen, was die Leute tun und wie sie leben sollen.
- der Flüchtling, -e = Person. Sie kann in ihrem Land nicht mehr sicher leben und geht deshalb in ein anderes Land.
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Wortliste
bei jedem Lebens·ruf(e) = jedes Mal, wenn das Leben ruft.
der Neu·beginn, -e = der neue Anfang.
die Bịndung, -en = die Beziehung zu einem Menschen / (hier:) die Aufgaben.
durchschreiten, schrịtt durch, durchgeschrịtten = durch (etwas) gehen.
an etwas hängen (hing, gehạngen) = etwas nicht verlassen wollen / ohne etwas nicht gut leben können.
der Wẹlt·geist = der Sinn vom Leben / das Universum.
ẹngen = (altes Deutsch) enger machen / Raum wegnehmen.
weiten = weiter machen / Raum geben.
Stuf´ um Stufe = Stufe um Stufe = eine Stufe nach der anderen, immer mehr.
heimisch = zuhause.
der Lebens·kreis = die eigene Umgebung und die Menschen, mit denen man lebt.
traulich = (altes Deutsch) vertraut / so dass man es gut kennt und sich damit gut fühlt.
eingewohnt = eingewöhnt / an etwas gewöhnt.
drohen = sagen, dass man etwas Schlimmes tun wird / (schlechte Sache) passieren können.
erschlạffen = müde werden und keine Kraft mehr haben.
das Ẹrschlạffen = (Substantiv von:) erschlaffen.
bereit sein (zu etwas)= etwas tun wollen.
der Aufbruch = das Losgehen.
lähmen = machen, dass jemand sich nicht mehr bewegen kann.
sich entrạffen = (altes Deutsch) sich entschließen, das man etwas nicht mehr tun will / sich entschließen, das man einen Ort verlassen will.
entgegen·senden = zu jemandem schicken, der sich nähert.
des Lebens Ruf = der Ruf von dem Leben.
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