Strụwwelpeter
Liebe Leserinnen, liebe Leser,Jetzt habe ich Weihnachtsferien!
Darüber freue ich mich sehr.
Ich sitze viel auf dem Sofa und lese.
Das ist so gemütlich!
Heute stelle ich Ihnen ein Buch vor.
Heinrich Hoffmann hat es geschrieben.
Er hat auch die Bilder gezeichnet.
Das Buch war ein Weihnachtsgeschenk für seinen Sohn.
Das war im Jahr 1844.
Die erste Seite vom Buch "Struwwelpeter". Dort steht: Das Buch ist ein Weihnachtsgeschenk. Künstler: Dr. Heinrich Hoffmann Foto: Wikimedia Commons |
Das Buch kann man bis heute kaufen.
Die Deutschen lieben es - und sie hassen es!
Warum? Das erzähle ich weiter unten.
Im Buch sind viele kurze Geschichten.
Die erste Geschichte erzählt von Peter.
Seine Haare sind lang.
Das war damals so:
Kleine Jungen hatten lange Haare.
Aber Peters Haare sind nicht gekämmt.
Sie sind ganz "struwwelig".
heute sagt man auch "strubbelig".
Warum sieht Peter so aus?
Lesen Sie selbst:
Peter. Seine Haare sind nicht gekämmt. Seine Fingernägel sind viel zu lang. |
Seht einmal, da steht er,
Pfui! Der Struwwelpeter!
An den Händen beiden
Ließ er sich nicht schneiden
Seine Nägel fast ein Jahr;
Kämmen ließ er nicht sein Haar.
Pfui! Ruft da ein jeder,
Garst´ger Struwwelpeter!
hạssen = nicht lieben, nicht gern haben.
Pfui! = (Ausruf) Das ist nicht schön!
Das gefällt mir nicht!
beide = zwei.
der Fịngernagel, ̈- = siehe Bild
die Nägel schneiden = die Nägel kurz machen.
die Nägel schneiden lạssen = (hier:) erlauben,
die Nägel schneiden lạssen = (hier:) erlauben,
dass jemand die Nägel schneidet.
die Haare kämmen lạssen = (hier:) erlauben,
dass jemand die Haare kämmt.
ein jeder = alle Leute.
gạrstig = (altes Deutsch) so, dass man nicht
nahe sein möchte /abstoßend, ekelhaft.
Also:
Pfui! Seht einmal, da steht Peter mit den ungekämmten Haaren!
Seine Fingernägel sind viel zu lang.
Fast ein Jahr lang durfte niemand Peters Nägel schneiden-
an beiden Händen nicht!
Und niemand durfte Peters Haare kämmen.
Ich frage mich:Da rufen alle Leute:
Hat Peter sich wenigstens gewaschen?
Vielleicht nicht...
Vielleicht stinkt er ....
"Pfui, Struwwelpeter!
Wir möchten nichts mit Dir zu tun haben"
Titel vom Buch "Der Struwwelpeter". Autor: Dr. Heinrich Hoffmann Foto: Wikimedia Commons |
Der Autor: Dr. Heinrich Hoffmann
Dr. Heinrich Hoffmann (1809-1894). Foto: Hermann Maas, um 1880. / Wikimedia Commons |
Heinrich Hoffmann war ein Psychiater.
Er sah viele Menschen mit Problemen.
Und er wusste:
Diese Probleme entstehen oft in der Kindheit.
Die Erziehung von Kindern war damals sehr streng.
Ihr Leben war voller Regeln:
Wasch dich!
Schneide deine Nägel!
Kämme deine Haare!
Kinder tun das oft nicht gerne.
Heinrich Hoffmann dachte:
Kinder brauchen Regeln.
Aber warum gibt es denn diese Regeln?
Sie haben einen guten Grund.
Wenn Kinder den Grund verstehen,
dann können sie die Regel leichter akzeptieren.
So schrieb er den "Struwwelpeter".
In diesem Buch machen Kinder Fehler,
und die Fehler haben Folgen.
Die Kinder können sehen:
Was kann passieren, wenn man die Regel nicht befolgt?
Und welche Folgen sieht man in dem Buch?
Sie sind ganz schlimm!
Viele sind extrem,
und manche sind sogar ganz unmöglich.
Hoffmann dachte:
Das ist lustig!
So haben Kinder Spaß an den Geschichten.
Das Buch wird Ihnen gefallen,
Aber viele Deutsche sind anderer Meinung.
Sie sagen:
Dieses Buch ist nicht lustig,
es ist schrecklich!
Es macht Kindern Angst!
Man sollte es verbieten.
Sie geben ihren Kindern das Buch nicht.
Wie komisch...
als ich ein Kind war,
habe ich dieses Buch geliebt.
Mir haben die Geschichten keine Angst gemacht.
Sie sind doch so übertrieben!
Man merkt sofort, dass sie nicht ganz ernst gemeint sind...oder?
Ich glaube: Die meisten Kinder merken das.
Warum sind die Erwachsenen so kritisch?
Haben sie keine Phantasie?
Wortliste
wenigstens = nichts anderes, nur dieses eine.
stịnken, stạnk, gestụnken = schlecht riechen.
der Psychiater, - = Arzt. Er kennt die Krankheiten von Geist und Seele.
entstehen, entstạnd, entstạnden = zuerst nicht da sein und dann da sein.
die Kịndheit, -en = die Zeit, in der man ein Kind war.
die Erziehung (nur Singular) = Die Lehren, die ein Kind von den Eltern bekommt. Zum Beispiel: Dass man sich oft waschen soll/ dass man danke und bitte sagen soll / dass man keine Sachen von anderen Kindern nehmen soll.
strẹng = so, dass man eine Strafe bekommt, wenn man den Regeln nicht folgt.
der Grụnd, ̈- e = das, warum etwas passiert / das, warum man etwas tut.
akzeptieren = annehmen, da sein lassen.
die Fọlge, -n = (hier:) das, was passiert, weil zuerst etwas anderes passiert ist.
schlịmm = so, dass es sehr schlecht ist.
extrem = stärker oder schlimmer als normal.
unmöglich = so, dass es nicht wirklich passieren kann.
schrẹcklich = so, dass man Angst bekommt / so, dass man schockiert wird.
Ạngst mạchen = machen, dass jemand Angst hat.
verbieten, verbat, verboten = nicht erlauben / nicht tun lassen.
übertreiben, übertrieb, übertrieben = etwas so erzählen, dass es viel besser oder viel schlechter aussieht, als es ist.
nicht ẹrnst meinen = im Spaß sagen.
mẹrken = sehen, dass es so ist.
kritisch = so, dass man Fehler sucht (und oft auch Fehler findet).
die Phantasie,-n = Gedanken, mit denen im Kopf Geschichten entstehen / die Kraft, mit der man Geschichten verstehen kann.
Hier kommt die nächste Geschichte:
Die Geschichte vom bösen Friedrich
Friedrich
Die Geschichte vom bösen Friedrich. Wikimedia Commons |
"Der Friederich, der Friederich,
das war ein arger Wüterich!
Er fing die Fliegen in dem Haus,
und riss ihnen die Flügel aus."
Eine Fliege (die Fliege, -n). Sie hat zwei Flügel (der Flügel, -). Zeichnung: Amada44 /Wikimedia Commons |
Also:
Friedrich war ein aggressiver Junge.
Er fing Fliegen
und riß ihre Flügel aus...
Friedrich schlug auch Vögel tot.
Er schlug Stühle tot.
(Sie haben richtig gelesen. Friedrich konnte Stühle töten... :-))
Er machte den Katzen Probleme.
Und er hatte eine Peitsche,
Damit schlug er sogar Gretchen!
So böse war er.
Ok. Friedrich war wirklich agressiv.
Aber er bekam seine Strafe!
Am Brunnen (der Brụnnen,-) steht ein Hund. Friedrich kommt mit seiner Peitsche (die Peitsche,-n). Er peitscht und tritt den Hund. Der Hund beißt Friedrich. Dann läuft der Hund mit der Peitsche weg. |
Am Brunnen stand ein Hund.
Er trank Wasser.
Friedrich ging leise zu dem Hund.
Er hatte die Peitsche in der Hand.
Er schlug den Hund.
Der Hund heulte,
aber Friedrich schlug ihn noch mehr
und trat ihn mit dem Fuß.
Da biss der Hund Friedrich ins Bein.
Blut kam heraus.
Friedrich schrie und weinte.
Der Hund lief nach Hause.
Die Peitsche trug er fort.
"Am Brunnen stand ein großer Hund,
Trank Wasser dort mit seinem Mund.
Da mit der Peitsch´ herzu sich schlich
Der bitterböse Friederich;
Und schlug den Hund, der heulte sehr,
Und trat und schlug ihn immer mehr."
Da biß der Hund ihn in das Bein,
Recht tief bis in das Blut hinein.
Der bitterböse Friederich,
Der schrie und weinte bitterlich -.
Jedoch nach Hause lief der Hund
und trug die Peitsche in dem Mund."
Wüterich, -e = (altes Deutsch) Person. Sie wird schnell böse.
Sie macht Sachen kaputt und schlägt Leute.
fạngen, fịng, gefạngen = (hier:) fassen und fest halten.
ausreißen, riss aus, ausgerissen = daran ziehen,
bis es heraus kommt (z.B. Haare ausreißen)
bis es heraus kommt (z.B. Haare ausreißen)
agressiv = so, dass man schnell böse wird /
so, dass man sehr oft böse ist.
herzu = hier hin / zu diesem Ort.
schleichen, schlịch, geschlịchen = leise gehen.
bịtterböse = sehr böse.
heulen = laut weinen.
treten, trat, getreten = mit dem Fuß schlagen.
beißen, bịss, gebịssen = mit den Zähnen fassen und verletzen.
recht tief = sehr tief
das Blut (nur Singular) = rote Flüssigkeit im Körper.
bịtterlich = (weinen, klagen) voller Schmerzen.
jedọch = aber
jedọch = aber
Friedrich liegt im Bett. Der Hund ißt Friedrichs Wurst. Die Peitsche hängt am Stuhl. |
Friedrich muss ins Bett.
Sein Bein tut sehr weh.
Der Arzt kommt.
Er gibt Friedrich Medizin.
Die Medizin schmeckt nicht gut.
Der Hund sitzt an Friedrichs Tisch.
Er ißt Friedrichs Kuchen.
Er ißt auch die gute Leberwurst
und trinkt Friedrichs Wein.
Die Peitsche hat er mitgebracht.
Er passt gut auf sie auf.
"Der Hund an Friedrichs Tischchen saß,
Wo er den großen Kuchen aß;
Aß auch die gute Leberwurst
Und trank den Wein für seinen Durst.
Die Peitsche hat er mitgebracht
Und nimmt sie sorglich sehr in Acht."
So.
Der Hund hat die Wurst,
und Friedrich hat seine Lektion bekommen.
In Zukunft ist er hoffentlich netter.
In den nächsten Tagen erzähle ich mehr Geschichten aus dem "Struwwelpeter".
Und ich erzähle mehr über das Buch und seine Geschichte.
Wortliste
sọrglich = (altes Deutsch) vorsichtig, aufmerksam.
etwas in Ạcht nẹhmen = (altes Deutsch) auf etwas aufpassen. Heute gibt es noch den Ausdruck "sich in Acht nehmen" = (auf sich selbst) aufpassen / keinen Unsinn machen.
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