Sonntag, 30. Dezember 2018

Zappelphilipp und Hans Guck-in-die-Luft

Zppelphlipp, Hns gụck-in-die-Lụft.

Heute stelle ich wieder zwei Kinder aus dem Buch "Struwwelpeter" vor.
Sie heißen Philipp und Hans.
Hier kommen ihre Geschichten:



Der Zappel-Philipp

"Ob der Philipp heute still
wohl bei Tische sitzen will?
Also sprach in ernstem Ton
der Papa zu seinem Sohn.
Und die Mutter blicket stumm
auf dem ganzen Tisch herum."
bei Tische = bei Tisch/ beim Essen
blicket = blickt / schaut
Alle  Bilder aus dem Buch "Struwwelpeter"
von Heinrich Hoffmann.
Fotos: Wikimedia Commons

Also: 
Der Vater sagte ernst zu seinem Sohn:
`Philipp, ich frage mich, ob Du heute beim Essen still sitzen wirst.´
Die Mutter sagte nichts:
Sie blieb stumm.
Sie schaute auf dem Tisch hierhin und dorthin.
(Was war dort nur so interessant?)


Philipp kann überhaupt nicht still sitzen.
Deshalb zappelt er auch jetzt.
Und er kippt seinen Stuhl nach hinten.
Das tun Kinder oft.
Sie tun es beim Essen oder am Schreibtisch.
Es gibt sogar ein Wort dafür:
"kippeln."



Philipp kippt nach hinten um
und reißt das Tuch vom Tisch.


Es kommt, wie es kommen mus:
Philipp verliert die Balance.
Er kippt ganz um.
Er will sich am Tisch festhalten.
Aber da ist nur das Tischtuch!
Philipp reißt das Tuch vom Tisch
und das ganze Essen landet auf dem Boden. 


"Und die Mutter blicket stumm
auf dem ganzen Tisch herum."



Philipp liegt unter dem Tischtuch.
Unten sieht man vier Ruten...

Unten auf dem Bild sieht man vier Ruten.
Damit bekommt Philipp jetzt gleich Schläge...
Aber das nützt nichts.
Philipp hat nämlich eine Krankheit.
Sie heißt ADHS.
Philipp braucht keine Schläge.
Er braucht Hilfe.

Heute darf man in Deutschland Kinder nicht mehr schlagen.
Es ist verboten.
Aber das Wort "Zappel-Philipp" für unruhige Kinder gibt es immer noch.



Wortliste
bei Tsch = beim Essen.
rnst = so, dass man meint, was man sagt / so, dass man nicht lustig ist.
der Ton,  ̈-e =  Klang, Geräusch. (hier:) die Art, wie der Vater spricht.
blcken = sehen, schauen. 
stmm = so, dass man nicht spricht / so, dass man nicht sprechen kann (Krankheit)
zppeln = sich dauernd bewegen.
überhaupt nicht = gar nicht
kppen = schräg stellen / schief stellen
mkippen = auf den Boden fallen, weil es zu schräg war. 
kppeln = auf einem Stuhl sitzen und den Stuhl schräg stellen.
die Balance (sprich: baloungs) = das Gleichgewicht.
die Balance verlieren = sich nicht mehr gerade halten können 
(zum Beispiel: Auf einem Bein stehen und die Balance verlieren.)
reißen, rß, gerssen = mit der Hand fassen und sehr schnell ziehen.
lnden = ankommen (hier: negativ).
die Rute, -n = Ding, mit dem man früher Kinder geschlagen hat. (siehe Bild). 
(das) ADHS (lies: A-De-Ha-eS)= Kinder-Krankheit: Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung 
(englisch: attention deficit hyperactivity disorder).
die Schläge (nur Plural) = (Substantiv von:) schlagen. (Schläge bekommen).
verboten = so, dass man es nicht tun darf.



 Hans Guck-in-die-Luft

Jetzt kommt noch der kleine Hans.
Er geht auf der Straße.
Aber er schaut in die Luft.
Dort sind drei Vögel.
Das gefällt Hans.

Da kommt ein Hund.
Hans und der Hund stoßen zusammen.
Hans fällt auf den Boden.
Der Hund auch.
Zum Glück ist der Hund freundlich.
Er beißt Hans nicht...







Hier sehen wir Hans wieder.
Er schaut immer noch nach oben.
Hans findet die Vögel wohl interessant.
Vielleicht wird er einmal ein guter Biologe.



Aber jetzt fällt Hans ins Wasser...

Zum Glück sind zwei Männer da.
Sie haben lange Stangen.
Mit den Stangen holen sie Hans aus dem Wasser.




Hans ist ganz nass.
Das Wasser läuft aus seinen Haaren.
Und seine Tasche schwimmt weg.

Im Wasser sind drei Fische.
Sie lachen über Hans.
Das nennt man Schadenfreude.
Es ist nicht schön. 



Wortliste
gcken = (süddeutsch:) schauen, sehen.
zusmmenstoßen, stieß zusmmen, zusmmengestoßen = wenn Zwei auf genau dieselbe Stelle gehen oder fahren, stoßen sie zusammen (zum Beispiel Autos).
beißen, bss, gebssen = mit den Zähnen fassen und weh tun. 
der Biologe, -n = Wissenschaftler. Er studiert Tiere und Pflanzen.
die Stnge, -n = langes Ding aus Holz (siehe Bild).
die Schadenfreude (nur Singular) = sich freuen, weil jemand anders etwas passiert ist.


Freitag, 28. Dezember 2018

Der Suppenkasper

Sppen-Ksper
Vorgestern habe ich das Buch "Der Struwwelpeter" vorgestellt.
Hier kommt eine neue Geschichte aus dem Buch.

In der Geschichte lernen Sie einen bekannten Namen kennen:

Suppen-Kasper.

So nennt man heute ein Kind, das nicht essen will.



 

  Die Geschichte vom Suppen-Kasper

Kasper ist ein gesundes Kind.
Er ist dick und rund -
so, wie gesunde kleine Kinder sind.
Ich denke, er ist drei oder vier Jahre alt.

Jeden Tag ißt Kasper brav seine Suppe.
Aber eines Tages denkt er:
Ich mag jetzt keine Suppe!
Und das - ist der Anfang von einer Katastrophe!


"Der Kaspar, der war kerngesund,
Ein dicker Bub und kugelrund.
Er hatte Backen rot und frisch;
Die Suppe aß er hübsch bei Tisch.
Doch einmal fing er an zu schrei´n:
`Ich esse keine Suppe! Nein!
Ich esse meine Suppe nicht!
Nein, meine Suppe eß ich nicht!´"
schrei´n = schreien

Auf den Bildern können Sie sehen, was dann passiert:
Kasper ißt seine Suppe auch am nächsten Tag nicht.
Und auch nicht am Tag danach.
Jeden Tag schreit er:

"Ich esse keine Suppe! Nein!
Ich esse meine Suppe nicht!
Nein, meine Suppe eß ich nicht!"

Weil Kasper nicht ißt, 
wird er dünner
und dünner
und dünner. 
Das geht sehr schnell...
Nach vier Tagen ist er so dünn wie ein Faden
und wiegt nur noch ein halbes Lot.
Das sind ungefähr 10 Gramm.
Und am fünften Tag ist er tot. 
Oh je!

"Am vierten Tage endlich gar
der Kaspar wie ein Fädchen war.
Er wog vielleicht ein halbes Lot
und war am fünften Tage tot."
Tage = Tag
Ein roter Faden (der Faden, ̈-n)
Foto: www.photos-public-domain.com / Wikimedia Commons




Was die Geschichte vom Suppen-Kasper bedeutet


Heute denken viele Leute:
Diese Geschichte erzählt von einer Eßstörung.
Kasper hat Magersucht.
Deshalb stirbt er am Ende.
Das ist schrecklich!

Aber ich denke:
Die Geschichte erzählt von einem vierjährigen Kind.
Es ist sehr trotzig.
Es möchte nur tun, was es will.
Es möchte nicht tun, was die Eltern sagen.
Deshalb will es nicht essen.
Und deshalb schreit es.

Das ist sehr anstrengend für die Eltern.

Der Autor vom "Struwwelpeter" war Heinrich Hoffmann.
Er hat das Buch für seinen Sohn geschrieben.
Der Sohn war damals drei Jahre alt.
Das ist genau das "Trotz-Alter".

Hoffmann lässt Kasper schnell sterben.
Vielleicht hat er auf diese Art seinem Sohn gesagt:
Du kleiner Teufel!
Ich könnte Dich umbringen, wenn Du so ein Theater machst!

Ein Teufel (der Teufel,-).
Bild: Jäinenbanaani-Tietokone
Foto: Wikimedia Commons




Wortliste
brav =  (Kinder:) so, dass man tut, was die Eltern sagen.

die Katastrophe, -n (lies: Katastrofe)= großes Unglück. Meistens stirbt dabei ein Mensch, oder sogar viele Menschen.
der Bub, -en = (süddeutsch:) Junge
der Krn, -e = (hier:) Das Innere.
krngesund = ganz gesund, ohne jede Krankheit.
kugelrund = so rund wie eine Kugel oder ein Ball.
die Bcke, -n = Wange / Der Teil vom Gesicht unter den Augen.
bei Tisch = beim Essen.
ndlich = (hier:) am Ende.
gar = (hier:) sogar
der Faden, ̈-n = siehe Foto.
das Fädchen, - = dünner Faden 
wiegen, wog, gewogen = (hier:) so schwer sein wie...

das Lot, - = alte Gewichtseinheit, ca. 17 g.
die ßstörung, en = Krankheit. Eine Person mit Eßstörungen ißt viel zu wenig oder viel zu viel.
die Magersucht (nur Singular) = Krankheit. Eine Person mit Magersucht ißt viel zu wenig. 
vierjährig = vier Jahre alt
trtzig sein = nicht das tun wollen, was man tun soll, und dabei ärgerlich oder unvernünftig werden.
der Trtz (nur Singular) = Substantiv von „trotzig“.
auf diese Art = so / mit dieser Geschichte
mbringen, brchte m, mgebracht = töten / machen, dass jemand nicht mehr lebt.
Ich könnte Dich mbringen! = (wörtlich:) ich bin so böse auf Dich, dass ich Dich töten möchte (Diesen Satz kann man sagen, wenn man wirklich böse ist. Aber man kann es auch halb im Spaß sagen.)
das Theater, - = Ort. Dort gibt es eine Bühne. Auf der Bühne stehen Schauspieler und spielen Dramen. Viele Menschen schauen zu.
Theater spielen = auf einer Bühne spielen.
Theater mchen = viel Lärm machen / einfache Sachen schwierig machen.


Mittwoch, 26. Dezember 2018

Der Struwwelpeter - und der böse Friedrich

 Strwwelpeter
Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Jetzt habe ich Weihnachtsferien!
Darüber freue ich mich sehr. 
Ich sitze viel auf dem Sofa und lese.
Das ist so gemütlich!

Heute stelle ich Ihnen ein Buch vor.
Heinrich Hoffmann hat es geschrieben.
Er hat auch die Bilder gezeichnet.
Das Buch war ein Weihnachtsgeschenk für seinen Sohn.
Das war im Jahr 1844.


Die erste Seite vom Buch "Struwwelpeter".
Dort steht: Das Buch ist ein Weihnachtsgeschenk.
Künstler: Dr. Heinrich Hoffmann
Foto: Wikimedia Commons

Das Buch kann man bis heute kaufen.
Die Deutschen lieben es - und sie hassen es!
Warum? Das erzähle ich weiter unten.


Im Buch sind viele kurze Geschichten.

Die erste Geschichte erzählt von Peter.
Seine Haare sind lang.
Das war damals so:
Kleine Jungen hatten lange Haare.
Aber Peters Haare sind nicht gekämmt.
Sie sind ganz "struwwelig".
heute sagt man  auch "strubbelig".

Warum sieht Peter so aus?
Lesen Sie selbst:


Peter. Seine Haare sind nicht gekämmt.
Seine Fingernägel sind viel zu lang.




Seht einmal, da steht er,
Pfui! Der Struwwelpeter!
An den Händen beiden
Ließ er sich nicht schneiden
Seine Nägel fast ein Jahr;
Kämmen ließ er nicht sein Haar.
Pfui! Ruft da ein jeder,
Garst´ger Struwwelpeter!
hssen = nicht lieben, nicht gern haben.
Pfui! = (Ausruf) Das ist nicht schön! 
Das gefällt mir nicht!
beide = zwei.
der Fngernagel, ̈- = siehe Bild  
die Nägel schneiden = die Nägel kurz machen.
die Nägel schneiden lssen = (hier:) erlauben, 
dass jemand die Nägel schneidet.
die Haare kämmen lssen = (hier:) erlauben, 
dass jemand die Haare kämmt.
ein jeder = alle Leute.
grstig = (altes Deutsch) so, dass man nicht 
nahe sein möchte /abstoßend, ekelhaft.

Also:

Pfui! Seht einmal, da steht Peter mit den ungekämmten Haaren!
Seine Fingernägel sind viel zu lang.
Fast ein Jahr lang durfte niemand Peters Nägel schneiden-
an beiden Händen nicht!
Und niemand durfte Peters Haare kämmen.
Ich frage mich:
Hat Peter sich wenigstens gewaschen?

Vielleicht nicht...
Vielleicht stinkt er ....
Da rufen alle Leute: 
"Pfui, Struwwelpeter!
Wir möchten nichts mit Dir zu tun haben"




Titel vom Buch "Der Struwwelpeter".
Autor: Dr. Heinrich Hoffmann
Foto: Wikimedia Commons



Der Autor: Dr. Heinrich Hoffmann




Dr. Heinrich Hoffmann (1809-1894).
Foto: Hermann Maas, um 1880. /
Wikimedia Commons


Heinrich Hoffmann war ein Psychiater.
Er sah viele Menschen mit Problemen.
Und er wusste:
Diese Probleme entstehen oft in der Kindheit.

Die Erziehung von Kindern war damals sehr streng.
Ihr Leben war voller Regeln:
Wasch dich!
Schneide deine Nägel!
Kämme deine Haare!

Kinder tun das oft nicht gerne.

Heinrich Hoffmann dachte:

Kinder brauchen Regeln.
Aber warum gibt es denn diese Regeln?
Sie haben einen guten Grund.
Wenn Kinder den Grund verstehen,
dann können sie die Regel leichter akzeptieren.

So schrieb er den "Struwwelpeter".
In diesem Buch machen Kinder Fehler,
und die Fehler haben Folgen.
Die Kinder können sehen:
Was kann passieren, wenn man die Regel nicht befolgt?

Und welche Folgen sieht man in dem Buch?
Sie sind ganz schlimm!
Viele sind extrem,
und manche sind sogar ganz unmöglich.
Hoffmann dachte:
Das ist lustig!

So haben Kinder Spaß an den Geschichten.
Das Buch wird Ihnen gefallen,

Aber viele Deutsche sind anderer Meinung.
Sie sagen:
Dieses Buch ist nicht lustig,
es ist schrecklich!
Es macht Kindern Angst!
Man sollte es verbieten.
Sie geben ihren Kindern das Buch nicht.
 

Wie komisch...
als ich ein Kind war,
habe ich dieses Buch geliebt.
Mir haben die Geschichten keine Angst gemacht.
Sie sind doch so übertrieben!
Man merkt sofort, dass sie nicht ganz ernst gemeint sind...oder?

Ich glaube: Die meisten Kinder merken das.
Warum sind die Erwachsenen so kritisch?
Haben sie keine Phantasie?



Wortliste
wenigstens = nichts anderes, nur dieses eine.

stnken, stnk, gestnken = schlecht riechen.

der Psychiater, - = Arzt. Er kennt die Krankheiten von Geist und Seele. 
entstehen, entstnd, entstnden = zuerst nicht da sein und dann da sein.
die Kndheit, -en = die Zeit, in der man ein Kind war.
die Erziehung (nur Singular) = Die Lehren, die ein Kind von den Eltern bekommt. Zum Beispiel: Dass man sich oft waschen soll/ dass man danke und bitte sagen soll / dass man keine Sachen von anderen Kindern nehmen soll.
strng = so, dass man eine Strafe bekommt, wenn man den Regeln nicht folgt.
der Grnd, ̈- e = das, warum etwas passiert / das, warum man etwas tut.
akzeptieren = annehmen, da sein lassen.
die Flge, -n = (hier:) das, was passiert, weil zuerst etwas anderes passiert ist. 
schlmm = so, dass es sehr schlecht ist.
extrem = stärker oder schlimmer als normal.
unmöglich = so, dass es nicht wirklich passieren kann.
schrcklich = so, dass man Angst bekommt / so, dass man schockiert wird.
ngst mchen = machen, dass jemand Angst hat.
verbieten, verbat, verboten = nicht erlauben / nicht tun lassen.
übertreiben, übertrieb, übertrieben = etwas so erzählen, dass es viel besser oder viel schlechter aussieht, als es ist.

nicht ẹrnst meinen = im Spaß sagen.
mrken = sehen, dass es so ist.
kritisch = so, dass man Fehler sucht (und oft auch Fehler findet).
die Phantasie,-n = Gedanken, mit denen im Kopf Geschichten entstehen / die Kraft, mit der man Geschichten verstehen kann.


Hier kommt die nächste Geschichte:


Die Geschichte vom bösen Friedrich

Friedrich

Die Geschichte vom bösen Friedrich.
Wikimedia Commons


"Der Friederich, der Friederich,
das war ein arger Wüterich!
Er fing die Fliegen in dem Haus,
und riss ihnen die Flügel aus."



Eine Fliege (die Fliege, -n).
Sie hat zwei Flügel (der Flügel, -).
Zeichnung: Amada44 /Wikimedia Commons

Also:
Friedrich war ein aggressiver Junge.
Er fing Fliegen
und riß ihre Flügel aus...
 
Friedrich schlug auch Vögel tot.
Er schlug Stühle tot.
(Sie haben richtig gelesen. Friedrich konnte Stühle töten... :-))
Er machte den Katzen Probleme.
Und er hatte eine Peitsche,
Damit schlug er sogar Gretchen!
So böse war er. 

Ok. Friedrich war wirklich agressiv.
Aber er bekam seine Strafe!



Am Brunnen (der Brnnen,-) steht ein Hund.
Friedrich kommt mit seiner Peitsche (die Peitsche,-n).
Er peitscht und tritt den Hund. Der Hund beißt Friedrich.
Dann läuft der Hund mit der Peitsche weg.

Am Brunnen stand ein Hund.
Er trank Wasser.
Friedrich ging leise zu dem Hund.
Er hatte die Peitsche in der Hand.
Er schlug den Hund.
Der Hund heulte,
aber Friedrich schlug ihn noch mehr
und trat ihn mit dem Fuß.
Da biss der Hund Friedrich ins Bein. 
Blut kam heraus.
Friedrich schrie und weinte.
Der Hund lief nach Hause.
Die Peitsche trug er fort.


"Am Brunnen stand ein großer Hund, 
Trank Wasser dort mit seinem Mund.
Da mit der Peitsch´ herzu sich schlich
Der bitterböse Friederich;
Und schlug den Hund, der heulte sehr,
Und trat und schlug ihn immer mehr."
Da biß der Hund ihn in das Bein,
Recht tief bis in das Blut hinein.
Der bitterböse Friederich,
Der schrie und weinte bitterlich -.
Jedoch nach Hause lief der Hund
und trug die Peitsche in dem Mund."

Wüterich, -e = (altes Deutsch) Person. Sie wird schnell böse. 
Sie macht Sachen kaputt und schlägt Leute.
fngen, fng, gefngen = (hier:) fassen und fest halten.
ausreißen, riss aus, ausgerissen = daran ziehen,
bis es heraus kommt (z.B. Haare ausreißen)
agressiv =  so, dass man schnell böse wird /
so, dass man sehr oft böse ist.
herzu = hier hin / zu diesem Ort.
schleichen, schlch, geschlchen = leise gehen.
btterböse = sehr böse.
heulen = laut weinen.
treten, trat, getreten = mit dem Fuß schlagen.
beißen, bss, gebssen = mit den Zähnen fassen und verletzen.
recht tief = sehr tief
das Blut (nur Singular) = rote Flüssigkeit im Körper.
btterlich = (weinen, klagen) voller Schmerzen.
jedch = aber




Friedrich liegt im Bett. Der Hund ißt Friedrichs
Wurst. Die Peitsche hängt am Stuhl.

Friedrich muss ins Bett.
Sein Bein tut sehr weh.
Der Arzt kommt.
Er gibt Friedrich Medizin.
Die Medizin schmeckt nicht gut.

Der Hund sitzt an Friedrichs Tisch.
Er ißt Friedrichs Kuchen.
Er ißt auch die gute Leberwurst
und trinkt Friedrichs Wein.
Die Peitsche hat er mitgebracht.
Er passt gut auf sie auf. 


"Der Hund an Friedrichs Tischchen saß,
Wo er den großen Kuchen aß;
Aß auch die gute Leberwurst
Und trank den Wein für seinen Durst.
Die Peitsche hat er mitgebracht
Und nimmt sie sorglich sehr in Acht."


So. 
Der Hund hat die Wurst,
und Friedrich hat seine Lektion bekommen.
In Zukunft ist er hoffentlich netter.

In den nächsten Tagen erzähle ich mehr Geschichten aus dem "Struwwelpeter". 
Und ich erzähle mehr über das Buch und seine Geschichte.


Wortliste
srglich  = (altes Deutsch) vorsichtig, aufmerksam.
etwas in cht nhmen = (altes Deutsch)  auf etwas aufpassen. Heute gibt es noch den Ausdruck "sich in Acht nehmen" = (auf sich selbst) aufpassen / keinen Unsinn machen.


Samstag, 1. Dezember 2018

Das Abendlied von Matthias Claudius

 Matthias Claudius


Heute möchte ich Ihnen ein Gedicht vorstellen.
Viele Leute lieben es.

Es ist ein Gedicht, aber es ist auch ein Lied.
Das Lied kennen schon die Kinder.
Eltern singen es manchmal am Abend,
damit die Kinder gut schlafen.

Der Text ist einfach.
Aber ein Kinderlied ist es nicht.



Abend in den Bergen. Der Mond geht auf.
Foto: qwesy qwesy / Wikimedia Commons


Das Gedicht heißt "Abendlied".
Es erzählt:

Der Mond ist aufgegangen.
Man kann die Sterne am Himmel gut sehen.
Sie sind wie Gold: hell und klar.

Der Wald ist schwarz.
Dort hört man nichts.
Die Vögel singen nicht mehr:
Sie schweigen.

Über den Wiesen ist es weiß.
Das ist Nebel.
Es sieht wunderbar aus.

Aus der Wiese steigt Nebel (der Nebel, -).
Hinten ist ein Wald (der Wald, ̈- er).
Foto: Ragnar 1904 / Wikimedia Commons



Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.

So geht es weiter:

Die Welt ist so still!
Jetzt ist die Dämmerung zwischen Tag und Nacht.
Sie hüllt uns ein wie eine Decke.
Man sieht nur noch die Dinge in der Nähe,
die man gut kennt und liebt.
Das gibt uns ein gutes Gefühl,
wie in einem Zimmer,
wo wir schlafen
und unsere Sorgen vergessen.



Wie ist die Welt so stille
Und in der Dämmrung Hülle
So traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.
als = wie
des Tages Jammer = der Jammer (die Probleme) von diesemTag


Der Mond ist aufgegangen.
Künstler: Ludwig Richter, 1856.
Wikimedia Commons

Und das ist die dritte Strophe:

Seht ihr den Mond?
Er steht dort oben.
Man kann ihn nur halb sehen.
Aber er ist trotzdem rund und schön.
So ist es mit vielen Dingen!
Wir lachen über sie,
weil wir sie nicht ganz sehen können.


Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen
Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsere Augen sie nicht sehen.



Pssst....
Hier höre ich auf ...
Das Gedicht geht noch weiter,
aber die Stophe mit dem Mond ist ein gutes Ende.



Matthias Claudius



Matthias Claudius (1740-1815)
Bild aus dem Buch: Hans Wahl/Anton Kippenberg
"Goethe und seine Welt", Leipzig 1932.
Wikimedia Commons

Matthias Claudius war ein Dichter und Journalist.
Als junger Mann lebte er in Wandsbek bei Hamburg.
Er arbeitete bei der Zeitung "Der Wandsbecker Bote".
Claudius machte dort die Kultur-Seite.
Dafür sprach er mit vielen bekannten Leuten.
Er druckte ihre Texte.
Er schrieb auch selbst.
Die Zeitung und er selbst wurden in ganz Deutschland bekannt.
Wndsbek (alt: Wndsbeck)

Nach ein paar Jahren hatte die Zeitung kein Geld mehr.
Sie konnte nicht mehr erscheinen.
Da nannte Claudius sich selbst "Der Wandsbecker Bote".
Er veröffentlichte weiter eigene Texte unter diesem Namen.



Das Wappen (Wppen, -) von Wandsbek.
Graphik: Wikimedia Commons

So machte Matthias Claudius Wandsbek in Deutschland bekannt.
Zum Dank gab sich Wandsbek 1877 ein neues Wappen.
Es zeigt die Tasche, den Stock und den Hut von einem Boten.
Das alte Wappen von Wandsbek war ein Schwan.
Man kann es oben in der Ecke noch sehen.




Warum ist das Abendlied so beliebt?


Claudius hat viele schöne Gedichte geschrieben.
Aber das Abendlied ist bekannter als alle anderen.
Wie kommt das?
Ich glaube, es liegt am Inhalt und an der Melodie. 

Das Leben von Claudius war nie einfach.
Er hatte wenig Geld, aber viele Kinder.
Er war nicht sehr gesund.
Viele Menschen, die er liebte, starben.

In seinen Gedichten schrieb er davon.
Aber er jammerte nicht.
Er sah einen Sinn im Leben.
Er war sehr gläubig.
Das half ihm.
Seine Sprache war einfach,
auch wenn er von schwierigen Dingen sprach.
Zum Beispiel vom Tod, von Krankheit oder von großen Fehlern. 
Das tut er auch im Abendlied...

Aber das Abendlied hat noch etwas:
Eine Melodie.
Auch sie ist einfach, aber schön.
Ein Freund von Claudius hat sie geschrieben:
Johan Abraham Peter Schulz.
Er war damals ein bekannter Komponist. 
Durch die Melodie von Schulz wurde das Gedicht ein Evergreen.



Johan Abraham Peter Schulz (1747-1800)
Künstler: Rabanus Flavus
F. Jügel / Wikimedia Commons


Hier können Sie das Lied hören:
https://youtu.be/sFTzBc6CA7Q


Bild: Denkmal für Matthias Claudius in Hamburg-Wandsbek.
Künstler: Waldemar Otto, 2015.
Foto: Roland h. Bueb / Wikimedia commons

Wortliste
aufgehen, ging auf, aufgegangen = (Sonne oder Mond) über den Horizont steigen.
glden = aus Gold / so, dass die Farbe wie Gold ist.

prngen = so sein, dass man es gut sehen kann.
der Nebel, - = (siehe Bild)
schweigen, schwieg, geschwiegen = nichts sagen / still sein.
wnderbar = so schön, dass man es nicht glauben kann.
die Dämmerung, -en = Zeit zwischen Tag und Nacht.

die Hülle, -n = Tuch oder Papier. Man legt es um ein Ding herum, damit es nicht kaputt geht / Verpackung.
traulich = (altes Deutsch) gut bekannt (heute: vertraut).
hold = (altes Deutsch) lieb.
die Kmmer, -n = Zimmer.
der Jmmer, - = Sorgen / Ängste / Probleme
zu sehen sein = so sein, dass man es sehen kann.
die Strophe, -n =  Sätze in einem Gedicht, die zusammen gehören.

wohl = (hier:) sicher, bestimmt.
getrost = (altes Deutsch) ohne Angst / ohne Sorge.
belchen = auslachen / über etwas lachen.
Psst! = Bitte sei leise!


der Dchter, - = Person. Sie schreibt Gedichte.

der Bote, -n = Person. Sie bringt Briefe und Nachrichten.
die Seite, -n = Ein Blatt Papier hat zwei Seiten.
erscheinen, erschien, erschienen = (Buch/Zeitung) heraus kommen. 
veröffentlichen = (Buch/ Text/ Nachricht) heraus bringen.
der Schwan, ̈-e = Wasservogel. Er hat einen langen Hals.
es liegt an ~ = es kommt von ~
jmmern =  (zu) viel über Probleme reden.
der Snn, -e = Bedeutung.

gläubig = so, dass man an Gott glaubt / so, dass man religiös ist. 
auch wnn = obwohl, trotzdem.
die Melodie, Melodi´en = die Musik von einem Lied.
der Komponst, -en = Person. Sie schreibt neue Musik.
der Evergreen, -s (sprich: wergrien) = Ein Lied oder eine Melodie, die immer beliebt ist.



Liebe Leute
im Moment arbeite ich viel.
Ich schreibe nicht so oft an meinem Blog.
Trotzdem lesen ihn jeden Tag viele Leute.
Sie lesen die alten Blogposts.
Darüber freue ich mich sehr.
Vielen Dank!