Sonntag, 5. Juli 2015

Wo sind die Strand - Burgen geblieben?


Vor vielen Jahren war ich einmal in Holland.
Ich fragte eine Studentin nach dem Weg.
Sie sagte:
"Es ist kompliziert. 
Ich komme mit und zeige es Dir."
Also gingen wir zusammen.
Dabei redeten wir.

Sie sagte:
"Weißt Du, eigentlich finde ich die Deutschen ganz ok.
Aber wenn sie bei uns ans Meer kommen, 
reservieren sie sofort einen Platz.
Und um den Platz herum bauen sie eine Mauer aus Sand.
Im Sommer ist unser Strand voll von solchen Burgen.
Das stört mich."

Junge Leute in einer Strandburg, 1949
Foto: Blunck / Bundesarchiv
Als die Studentin das sagte,
war ich völlig überrascht.

Ich dachte:

"Klar, das sind Strand-Burgen.
Wenn man am Meer ist,
muss man doch eine Strandburg bauen,
oder nicht?
Es ist ein Natur-Gesetz... 






Eine Strandburg in Ahlbeck, 1952
Foto: Roesener / Bundesarchiv
...  Sobald man am Strand ist, 
gräbt man ein Loch in den Sand.
Den Sand schiebt man nach außen.
Das wird die Mauer.
An einer Stelle lässt man Platz frei.
Das ist der Eingang.
Zum Schluss bekommt die Burg einen Namen.
Man schreibt ihn mit Muscheln auf die Sand-Mauer.
Fertig ist die Strandburg.




Damals habe ich zum ersten Mal überlegt:
Bauen Holländer etwa keine Strand-Burgen?
Ist es typisch deutsch?"


Wie gesagt, das ist lange her.

Ich habe schon lange keine Strandburg mehr gesehen.
Eigentlich habe ich sie auch nicht vermisst.
Das gebe ich zu.

Aber als ich Fotos für diesen Blogpost gesucht habe,
habe ich nur ganz alte Bilder gefunden.
Das fand ich komisch.
Ich habe ein bisschen im Internet recherchiert.
Und dabei habe ich eine Überraschung erlebt:
recherchieren [rescherschieren] 
= Informationen suchen.
Strandburgen bauen ist jetzt verboten!



Bild: Mond-Landschaft
Foto: Apollo 17 / Wikimedia Commons


Bild: Eine Düne auf der Insel Sylt. Eine Düne ist ein Berg aus Sand.
Foto: Magnus Manske / Wikimedia Commons.
Die Behörden sagen:

Ein Strand mit Strandburgen sieht aus wie eine Mond-Landschaft.
Das ist hässlich.
Außerdem sind die Sand-Mauern gefährlich.
Leute können darüber fallen.
Und Löcher im Sand können Dünen zerstören.
Strandburgen sind schlecht für den Küsten-Schutz. 



Ja, richtig, ich erinnere mich:
Früher sind die Leute am Strand dauernd hingefallen.
Jeder hatte einen Arm oder ein Bein in Gips.
Und überall gingen die Dünen kaputt.
Die Küste war in höchster Gefahr!
Wie gut, dass dieser gefährliche Brauch jetzt verboten ist!


Bild: Ein Bein in Gips.
Foto: JanSLWC / Wikimedia Commons
Komisch...
Seitdem ich gelesen habe, 
dass Strandburgen bauen verboten ist,
vermisse ich sie.

Vielleicht starte ich eine Online-Petition:
Rettet die Strandburgen!
Als Welt-Kultur-Erbe.

Oder als deutsches Natur-Erbe ...

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