Sonntag, 31. Januar 2016

Ein Münchner im Himmel


Der Hmmel. Vorne ist eine Wolke.
Foto: Wing-Chi Poon / Wikimedia Commons

Heute erzähle ich eine Geschichte.
Sie ist von dem Autor Ludwig Thoma. 
Er hat sie im Jahr 1911 geschrieben.

Die Geschichte beginnt und endet in München.
München ist die Hauptstadt von dem Bundes·land Bayern.

Die Stadt München. Foto: David Costner, Steffen Schmitz / Wikimedia


Aber eigentlich spielt die Geschichte im Himmel,
und dort benutzt man besondere Wörter.
Hier sind sie:


Himmels-Wörter


der Gtt, er = Er lebt im Himmel. Er hat die Menschen gemacht.
Er sieht alles, was die Menschen tun.
Der Hrrgott = ein anderes Wort für Gott.
in den Hmmel kmmen = sterben und dann bei Gott wohnen.
der ngel, -. = Engel sehen aus wie Menschen. Aber sie können fliegen.
Sie wohnen im Himmel und helfen Gott.
das Mnna (nur Singular) = Himmels-Brot.
frohlcken = singen und lachen, weil man glücklich ist.
Hosinna“ und „Hallelja“ = Diese Wörter benutzt man
für das Frohlocken.
Hmmel-Hrrgott-Skra ...= Schimpf-Wörter. Sie sind sehr respektlos.
Im Himmel darf man sie nicht benutzen!


So, und hier kommt die Geschichte:


Ein Münchner im Himmel

Ein Dienstmann (der Dienstmann) mit einer Kiste.
Bild: Paul Höninger /Wikimedia Commons

Alois Hingerl war ein Dienst·mann.
Ein Dienstmann arbeitet für andere Leute.
Er trägt für sie Kisten und Koffer.
Manchmal bringt er auch Briefe.




Einmal arbeitete Alois Hingerl zu schnell.
Da traf ihn der Schlag.
Er starb und kam in den Himmel.


Der heilige Petrus. Er hat den Schlüssel zur Himmelstüre.
Wo: Kirchen-Fenster in dem Ort Peterslahr.
Foto: Reinhardhauke / Wikimedia Commons













 
An der Himmels·türe stand der heilige Petrus.
Er gab Alois eine Harfe
und sagte:


Eine Harfe.
Foto KDS444 / Wikimedia Commons
Willkommen im Himmel!
Das ist unsere Haus·ordnung:
von 8:00 Uhr bis  12:00 Uhr frohlocken.
von 12 Uhr bis 8:00 Uhr "Hosianna" singen.

Alois sagte:
Das ist ja langweilig.
Wann bekommt man denn etwas zu trinken?
Peter antwortete:
Du wirst dein Manna schon bekommen!
  Alois brummte:
Manna? Was ist denn das?
Er war nicht zufrieden.
Aber er setzte sich auf eine Wolke
und fing brav an zu singen:

Halleluja!
Haa-lee-luja!
Haa-lee-lu-huu-ja!

Alois Hingerl im Himmel. Er sitzt auf einer Wolke.
Foto: Oliver Raupach (siehe unten) / Wikimedia Commons
Da flog ein Engel vorbei.
Alois rief:
Hallo! Du da!
Hast Du Tabak für mich?
Der Engel antwortete nicht.
Er sang nur "Hosianna" und flog weiter.

Da wurde Alois böse.
Warum antwortest Du nicht?
Du unverschämter Engel!
Dann hast Du eben keinen Tabak.
Man antwortet, wenn man etwas gefragt wird!

Plötzlich sah Alois einen anderen Dienstmann.
Er kannte ihn aus München,
und er mochte ihn nicht.
Er rief:
Was! Bist du auch hier oben?
Na warte!
Alois schlug den anderen Dienstmann mit seiner Harfe. 
Der andere flog schnell weg.


Alois wurde immer böser.
Deshalb sang er immer lauter:

Halleluja!
Haa-lee-luja!
Haa-lee-lu-huu-jaa!
Haa-lee-Himmel-Hergott-Sakra-luja!
HALLELUJA, sag ich!

Alois sang so laut,
dass Gott von seinem Mittags·schlaf aufwachte.
Gott fragte:
Wer macht denn da solchen Lärm?

Die Engel antworteten:
Das ist Alois Hingerl aus München.

Gott sagte:
Natürlich. Ein Münchner.

Er fragte Alois:
Sagen Sie mal, warum machen Sie denn solchen Lärm?

Alois sagte:
Was glauben Sie denn?
Nur weil Sie Gott sind, 
soll ich singen wie ein Vogel?   
Es gibt nicht einmal etwas zu trinken!
Alois zeigte auf Petrus:
Der da hat gesagt, ich bekomme Manna.
Manna!
Was soll ich damit?
Geht weg mit eurem Manna!
Überhaupt - Ich singe nicht mehr!
Gott sagte:
Petrus, Alois gehört nicht hierher.
Ich habe eine bessere Aufgabe für ihn.
Er soll mein Bote werden.
Er kann meinen Rat nach Bayern bringen.
So kommt er jede Woche ein paar mal nach München.

Die Engel gaben Alois Hingerl einen Brief.
Den sollte er zur bayrischen Regierung bringen.

Alois flog nach München.
Das Hofbräuhaus ist eine berühmte Kneipe in München.
Foto: BehBeh / Wikimedia Commons.
Er machte sich auf dem Weg zur Regierung.
Da sah er das Hofbräuhaus.
Er ging schnell hinein
und setzte sich.

Er trank ein Bier.
Dann trank er noch ein Bier.
Und dann noch eines...

und dann noch eines...

 ....


Er sitzt immer noch dort.
Und die bayrische Regierung wartet bis heute auf den Rat von Gott. 


Hier können Sie die Geschichte als Film sehen


Manchmal verstehen Sie vielleicht nicht so viel.
Alois Hingerl spricht nämlich bayrischen Dialekt.

 

Ludwig Thoma 



Ludwig Thoma. Maler: Karl Klimsch 1909
Bild: Wikimedia Commons



Ludwig Thoma lebte von 1876 bis 1921.
Er kam aus einem Dorf in Bayern.
Später lebte in einer kleinen Stadt.
Dort war er Jurist.
Er kannte die Leute und ihre schlechten Seiten.

In seinen Geschichten kritisiert Thoma die Leute.
Aber die Kritik ist in lustige Geschichten verpackt.
Er erzählt sehr respektlos und derb.
Das ist sehr komisch.

Die Bayern sagen über sich selbst:
Wir sind sehr direkt.
Wir haben keinen falschen Respekt vor Autoritäten.
Deshalb wirken wir manchmal derb und unfreundlich.
Aber wir haben ein gutes, freundliches Herz. 

Ludwig Thoma war auch oft derb und respektlos.
Aber ein gutes, freundliches Herz hatte er wohl nicht.

Vor allem als er alt wurde,
wurde er richtig vulgär.

Er beschimpfte die Leute sehr böse.
Er mobbte und hetzte gegen alle, die ihm nicht gefielen.

Als Kind habe ich ihn sehr geliebt.
Jetzt weiß ich zu viel über ihn.
Er ist mir nicht mehr sympathisch. 


Wörter

der Hịmmel, - = (siehe Bild) 
der Autor, en = Person. Sie schreibt Bücher.
das Bụndesland,-˙̈er  = Provinz von Deutschland.
in (einem Ort) spielen = die Geschichte passiert in (einem Ort).
die Hausordnung, - en = Regeln für die Leute, die in einem Haus wohnen.
brmmen = hier: leise sprechen.
zufrieden = so, dass man alles gut findet und sich gut fühlt.
brav = so, dass man tut, was man tun soll.
fliegen = sich in der Luft bewegen.
der Tabk = Pflanze. Sie ist in Zigaretten drin.
böse werden = sich ärgern.
unverschämt sein= Etwas sagen oder tun, was eine andere Person beleidigt.
eben = es ist so, wie es ist.
der Lärm, (nur Singular)  = Viele laute Geräusche zur gleichen Zeit.
glauben = hier: denken.
auf jemand zeigen = den Finger zu einer anderen Person strecken.
überhaupt = hier: wenn ich an alles zusammen denke/ wenn ich genau nachdenke.
die Aufgabe,-n = die Sache, die man tun muss.
der Bote,-n = Person. Sie bringt den Leuten Briefe.
raten = hier: Einer Person sagen, wie sie etwas besser machen kann. Einer Person mit Worten helfen.
der Rat (Singular) = Substantiv von raten.
die Regierung, -en = die Chefs von einem Land.

der Jurist, -en = Person. Ihr Beruf ist Recht und Gesetz.
kritisieren = sagen, was nicht gut an einer Sache ist.
die Kritik = Substantiv von kritisieren.
Kritik verpcken = Kritik in freundlichen oder lustigen Wörtern verstecken.
der Respkt = das Wissen, dass ein anderer Mensch so gut ist wie man selbst.
respktlos sein = denken: andere Menschen sind schlechter als ich.
derb = grob / ohne Gefühl / ohne Vorsicht.
komisch = so, dass man lachen muss.
dirkt = hier: wir sagen genau das, was wir denken.
die Autoritäten = wichtige Personen, die sagen, was man tun soll.
wrken = so aussehen, den Eindruck machen.
wohl = vielleicht, wahrscheinlich.
vulgär = so, wie sich Leute benehmen, die keine Manieren haben oder betrunken sind.
beschimpfen = zu einer Person sagen, dass sie schlecht ist.
htzen = immer wieder sehr schlechte Dinge über jemanden sagen, die nicht wahr sind.
sympathisch = so, dass andere Leute einen gerne mögen.



Namen:

Ludwig Thoma

Alois Hngerl



Redensarten
man antwortet, wenn man etwas gefragt wird! = wenn jemand fragt, dann soll man antworten!

jemanden trifft der Schlag = jemand hat einen Schlaganfall. Das Blut kann im Kopf nicht mehr fließen. Die Person fällt auf den Boden und kann nicht mehr sprechen.
du wirst es schon bekommen = mach dir keine Sorgen, du bekommst es. 
dann hast du eben keinen Tabak = es ist mir egal, ob du Tabak hast oder nicht.
immer lauter = lauter und lauter und noch lauter.
sagen Sie mal = (nicht ganz höflicher) Satzanfang, wenn man jemand etwas fragen möchte.
was glauben Sie denn? = (unhöflich:) Was sie denken, ist falsch.
es gibt nicht einmal etwas zu trinken = es müsste mindestens etwas zu trinken geben, aber es gibt nichts.
der da = diese Person.
er gehört nicht hierher = er sollte nicht hier sein/ hier ist nicht der richtige Ort für ihn.
nach München kommen = hier: nach München gehen können.
sich auf den Weg machen = losgehen, weil man zu einem Ort will.
die schlechten Seiten = das, was an einer Person oder an einer Sache nicht gut ist.







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