Letzte Woche habe ich vom Public Viewing erzählt:
In vielen Kneipen kann man Fußball gucken.
Aber manche Leute finden Fußball blöd.
Und das wissen auch die Kneipen-Wirte.
Deshalb gibt es an manchen Kneipen ein Schild:
"Hier garantiert kein Fußball!"
Meistens haben diese Kneipen auch viele Gäste.
Aber einmal war es nicht so.
Das war im Jahr 2006.
Deutschland war Gastgeber der Welt-Meisterschaft.
Da wollten plötzlich alle Leute Fußball sehen!
Auch solche Leute, die sonst keine Fans sind.
Kneipen ohne Fernseher waren einfach leer.
Das war ein schöner Sommer!
Das Wetter war warm.
Die Sonne schien jeden Tag.
Die Fans trafen sich draußen vor den Bildschirmen.
Die deutsche Mannschaft kam weiter,
als alle erwartet hatten.
Die Stimmung war super.
"Die Deutschen sind entspannt
und haben gute Laune.
Das ist neu..!"
Diese Zeit nennen wir heute "Das Sommer-Märchen".
"Deutschland. Ein Sommermärchen"
Das ist der Titel eines Films von Sönke Wortmann.
Der Film kam kurz nach der WM 2006 in die Kinos.
Es ist ein Dokumentar-Film
über die Deutsche Mannschaft in der WM
und über Deutschland im WM - Fieber.
Der Film war ein großer Erfolg.
Er lief im Kino und im Fernsehen.
Viele Millionen Zuschauer sahen ihn.
Er war der erfolgreichste deutsche Dokumentarfilm aller Zeiten.
Bild: Film-Poster "Deutschland-Ein Sommermärchen"
Foto: copyright StudioCanal Deutschland
Hier kann man den Trailer sehen:
Das neue Wort "Sommermärchen" ist auch ein Erfolg.
Es wurde ein "geflügeltes Wort".
Das bedeutet:
Wir benutzen es immer wieder.
Bei jedem internationalen Fußballturnier,
- wenn das Wetter schön ist,
- wenn die Stimmung gut ist,
- wenn viele Fans zum Public Viewing gehen,
- wenn die deutsche Mannschaft gut spielt,
"Ein Neues Sommermärchen!"
So ist es jetzt auch.
Die WM in Brasilien hat gerade angefangen.
Und schon taucht das Wort "Sommermärchen" auf.
Woher kommt der Ausdruck "Sommer-Märchen"?
Der Ausdruck Sommermärchen ist ziemlich neu.
Aber er hat eine lange Geschichte.
Sie ist fast 200 Jahre alt.
Damals lebte der Dichter Heinrich Heine.
Bild: Heinrich Heine im Jahr 1831. Maler: Moritz Daniel Oppenheim.
Foto: Wikimedia Commons.
Deshalb lebte er in Frankreich.
Im Winter 1843 machte Heine eine Reise nach Deutschland.
Auf der Reise dachte er:
In Deutschland ist vieles schlecht:
Die Beamten sind arrogant.
Das Militär ist reaktionär.
Die Demokratie kommt nicht.
Heine schrieb ein Gedicht über seine Reise.
Darin stehen diese kritischen Gedanken.
Das Gedicht heißt: "Deutschland - Ein Wintermärchen".
Sönke Wortmann hat den Titel von Heines Gedicht benutzt.
Er hat nur ein Wort verändert:
Aus "Winter" wurde "Sommer".
Damit hat er eine neue Stimmung in Deutschland genau getroffen...
Die neue Stimmung im Sommer 2006
Viele Deutsche haben kritische Gedanken über Deutschland.
Ähnlich wie früher Heinrich Heine.
Es gibt hier Arroganz, soziale Kälte, Ausländer-Feindlichkeit...
Darüber spricht man viel.
Viele Deutsche finden: "Man muss immer kritisch sein."
Und National-Stolz?
Den finden wir peinlich.
Früher dachten wir auch:
"Wer eine deutsche Flagge aufhängt,
der ist reaktionär."
Aber 2006 während der Fußball-WM änderte sich die Stimmung.
Immer mehr Leute dachten:
"Eigentlich ist Deutschland kein schlechtes Land.
Das Leben hier kann Spaß machen.
Zum Beispiel, wenn alle zusammen Fußball gucken."
Auf der Straße konnte man immer mehr deutsche Flaggen sehen.
Man fand das nicht mehr reaktionär.
Man hatte mehr Selbst-Bewusstsein.
Die Leute entspannten sich.
Die Stimmung war freundlich und offen.
Das war für uns eine große Veränderung.
Morgen ist das erste Vorrunden-Spiel für Deutschland.
Daumen drücken!
Vielleicht kommt jetzt ein neues Sommermärchen!
;-)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen