Sonntag, 28. November 2021

Das Lied "Ermutigung"


Neulich habe ich in der Zeitung gelesen:

Wolf Biermann hat Geburtstag.

Er wird 85 Jahre alt.

Wlf Biermann


Wolf Biermann 2008
Foto: Marco Maas / fotografirma.de / CC by-sa 2.0



Wolf Biermann ist ein Liedermacher.

Er schreibt politische Lieder.

Eines davon heißt "Ermutigung"


Wenn man jemanden ermutigen will, dann kann man sagen: 

"Hab keine Angst!

Du kannst das!" 


Aber man kann es auch viel besser sagen.

Zum Beispiel so:


Diese Zeit ist hart.

Aber Du sollst nicht hart werden!

Denn wer hart ist, kann zerbrechen.


Diese Zeit ist bitter.

Aber Du sollst nicht bitter werden!

Denn wer verbittert ist, macht schlimme Dinge.

Aber wenn Du im Gefängnis bist, 

bist du den Herrschenden egal!


Die Zeiten sind schrecklich.

Aber lass Dich nicht erschrecken!

Denn wer Angst hat, kämpft nicht mehr.

Und genau das wollen deine Gegner!


Verbrauche deine Kraft nicht mit den täglichen Problemen!

Gebrauche deine Zeit.

Du kannst Dich nicht verstecken.

Du brauchst uns, und wir brauchen Dich

und Deine Freude.


In dieser Zeit schweigen viele Leute.

Aber wir wollen wollen sprechen: 

Die Zweige werden grün!

Das wollen wir allen zeigen,

damit sie es wissen.



Ein Zweig (der Zweig, -e). Der Zweig wird grün (Ein kleines Blatt kommt heraus) 
Wilhelm Zimmerling PAR / Wikimedia Commonst / CC/by-sa/4.0


Wortliste:

ermutigen = zu jemandem sagen: "habe keine Angst! Du kannst das!"

die Ermutigung, en = (Substantiv von:) ermutigen.
der Mut (nur Singular) = die innere Kraft, schwierige Arbeiten anzufangen.
der Liedermacher, - = Person. Sie schreibt neue Lieder und singt sie selbst.
politisch = so, dass es mit Politik oder mit unserer Gesellschaft zu tun hat.
zerbrchen, zerbrach, zerbrchen = (Ding) kaputt gehen, in Stücke gehen. (Mensch) ein großes Problem nicht lösen können und deshalb alle Kraft und alle Freude verlieren.
btter = so schmecken wie englische Orangenmarmelade / Artischocken / Auberginen.
verbttern = (Person) bitter werden, böse auf die Welt sein.
das Gefängnis, -se = Ort. Dort müssen Menschen leben, die etwas Schlechtes getan haben. Sie dürfen diesen Ort nicht verlassen.
die Hrrschenden (nur Plural) = Die Leute, die das Land regieren und sagen, was die anderen Menschen tun sollen. "Die Herrschenden" sagt man, wenn man mit diesen Leuten nicht zufrieden ist.
egal sein = nichts ausmachen, keine Bedeutung haben
schrcklich = sehr schlimm / sehr schlecht 
erschrcken = plötzlich große Angst bekommen
kämpfen = (hier: ) etwas gegen eine Sache oder gegen eine Situation tun. 
der Gegner, - = Person, gegen die man kämpft.
verbrauchen = alles benutzen, bis nichts mehr da ist.
gebrauchen = benutzen
gebrauche deine Zeit = nutze deine Zeit gut!
sich verstcken = an einen Ort gehen, wo einen niemand sieht, und dort ganz still bleiben.
schweigen, schwieg, geschwiegen = nichts sagen



Hier kann man das Lied hören



Und das ist der Original-Text


Du, lass dich nicht verhärten
In dieser harten Zeit
Die allzu hart sind, brechen
Die allzu spitz sind, stechen
Und brechen ab sogleich
Und brechen ab sogleich
die allzu hart sind = die Menschen, die zu hart sind

Du, lass dich nicht verbittern
In dieser bitt'ren Zeit
Die Herrschenden erzittern
Sitzt du erst hinter Gittern
Doch nicht vor deinem Leid
Auch nicht vor deinem Leid
sitzt du erst = wenn du erst sitzt

Du, lass dich nicht erschrecken
In dieser Schreckenszeit
Das woll'n sie doch bezwecken
Dass wir die Waffen strecken
Schon vor dem großen Streit
Schon vor dem großen Streit
woll´n = wollen

Du, lass dich nicht verbrauchen
Gebrauche deine Zeit
Du kannst nicht untertauchen
Du brauchst uns und wir brauchen
Grad deine Heiterkeit
Grad deine Heiterkeit
grad = genau

Wir woll'n es nicht verschweigen
In dieser Schweigezeit
Das Grün bricht aus den Zweigen
Wir woll´n das allen zeigen
Dann wissen sie Bescheid
Dann wissen sie Bescheid




Wortliste
verhärten = hart werden
ạllzu = zu sehr
spịtz = so, dass es vorne sehr dünn und scharf ist. Eine Nadel oder der Stachel an einer Rose ist spitz.
stẹchen = jemandem mit einer Spitze weh tun.
sogleich = schnell / nach sehr kurzer Zeit.
zịttern = mit dem ganzen Körper kleine Bewegungen machen. Wenn es kalt ist, zittert man leicht.
erzịttern = anfangen zu zittern.
vor etwas erzịttern = Angst bekommen, weil etwas sehr schlimm ist
hinter Gịttern sịtzen = im Gefängnis sein.
das Leid, -en = der Schmerz/ die Traurigkeit.
bezwẹcken = ein Ergebnis planen / die Absicht haben / erreichen wollen.
die Wạffen str
cken = aufhören zu kämpfen.
der große Streit = der Streit, der wirklich wichtig ist.
ụntertauchen = sich für lange Zeit verstecken / so leben, dass niemand mehr einen sieht.
die Heiterkeit, -en = die gute Laune / die Freude.
verschweigen = eine wichtige Sache nicht sagen.
das Grün (nur Singular) = Pflanze, oder Teil von einer Pflanze.
das Grün bricht aus den Zweigen = die Zweige werden grün.





Die Geschichte von dem Lied "Ermutigung"




Als Wolf Biermann "Ermutigung" schrieb, lebte er in der DDR.

Er schrieb es für seinen Freund.

Der Freund hatte den Staat kritisiert.

Deshalb bekam er große Probleme.

Wolf Biermann dachte:

Lieber Freund, bitte verliere nicht den Mut!

Und ich selbst will auch nicht den Mut verlieren.




Das war 1968




Bald sangen sehr viele Leute das Lied.

Manche sagen:

Das Lied wurde die heimliche Hymne der DDR.

Hymne der DDR = Staatslied von der DDR

Aber die Regierung ärgerte sich über Wolf Biermann.

Er war ihnen zu kritisch und zu laut!

1976 musste er die DDR verlassen.

Von da an sang er das Lied im Westen.




Auch im Westen war das Lied schon bekannt.

Auch hier waren Menschen kritisch gegenüber der Regierung.

Sie sangen das Lied auf Demonstrationen gegen Kriege,

für die Umwelt

und für die Gleichberechtigung der Frauen.

So habe ich es auch kennengelernt.




Als ich diesen Blogpost geschrieben habe,

habe ich noch etwas Neues gelernt:

In Schweden ist "Ermutigung" sogar ein Kirchenlied geworden.

Aber bei jungen Leuten in Deutschland ist es heute nicht mehr so bekannt.




Wortliste

die DDR [de´de´
r]= der sozialistische deutsche Staat (1949-1990)

der Staat, -en = das Land mit seiner Regierung.

kritisieren = sagen, dass jemand etwas nicht gut macht.

kritisch sein (gegenüber jemandem oder etwas)= so, dass man Fehler schnell sieht und auch darüber spricht.

den Mut verlieren /verlor / verloren = nicht mehr glauben, dass man etwas kann.

heimlich = so, dass es niemand weiß.(Hier:) so, dass es niemand laut sagt /nicht offiziell.

die Hymne = das Lied von einem Land. Die Hymne von Deutschland heißt "Einigkeit und Recht und Freiheit"

von da ạn = ab dieser Zeit.

die Demonstration, en = Viele Leute, die zusammen auf der Straße gehen. Sie halten Plakate hoch und singen oder sprechen zusammen. Auf den Plakaten steht, was sie wollen.

der Krieg, -e = Streit und Gewalt zwischen zwei Ländern

die Ụmwelt, en = die Tiere, Pflanzen und das Klima um uns.

die Gleichberechtigung (nur Singular)= gleiche Rechte und gleiche Chancen für Männer und Frauen.

das Kịrchenlied, -er = das Lied, das man in der Kirche singt.




Sonntag, 21. November 2021

Du Flasche!

Eine Flasche (die Flsche, -n).
Foto: Aurélien Mole / Wikimedia / CC by-sa 3.0



Letzte Woche habe ich zwei Leute vor einem Kino gesehen.

Der eine sagte:
"Oh. Ich habe meinen Studenten·ausweis vergessen."
Der andere sagte:
"Du Flasche! Jetzt musst du voll bezahlen!"

Ich habe gedacht:
Wieso sagen wir eigentlich "Du Flasche"?

Ich habe in einem Wörterbuch nach·gesehen.
Es ist ganz einfach:

Eine Flasche ist innen leer.
Manchmal ist auch ein Kopf innen leer,
und ein Fehler passiert.
Dann sagen wir "Du Flasche". 

Freunde kann man im Spaß "Flasche" nennen.
Es ist nicht sehr schlimm.
Aber sehr nett ist es auch nicht.
Zu Fremden sagt man es besser nicht. 


der Studntenausweis, -e = Papier oder Karte. Darauf steht: Diese Person studiert an einer Universität. Mit einem Studentenausweis muss man im Kino weniger bezahlen. 
vergssen, vergaß, vergssen  = (hier:) nicht mitgebracht.
vọll zahlen = den ganzen Preis bezahlen (zum Beispiel im Kino, oder für den Unterricht.)
eigentlich = (dieses Wort sagt man, wenn einem eine neue Frage in den Kopf kommt)
nachsehen, sah nach, nachgesehen = an einer bestimmten Stelle suchen.
im Spaß = so, dass man es nicht ganz ernst meint.
schlmm = schlecht /böse.


Liebe Leute, 
was für Fehler sind Ihnen letzte Woche passiert? :-)
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