Sonntag, 26. Juni 2016

Siebenschläfer

Liebe Leserinnen, 
liebe Leser,

morgen ist "Sieben·schläfer".
So nennen wir den 27. Juni.

Achten Sie an diesem Tag gut auf das Wetter!
Regnet es?
Dann regnet es noch sieben Wochen lang.
Scheint die Sonne?
Dann scheint sie noch sieben Wochen lang.

Das ist eine Bauern·regel.
Das heißt:
Eine Regel über das Wetter.

Die Siebenschläfer-Regel kommt von einer Erfahrung:
Ende Juni oder Anfang Juli wird das Wetter stabil.
Es ändert sich nicht mehr jeden Tag.

In Süd·deutschland ist das sehr oft so.
In Nord·deutschland stimmt es aber nicht.
Dort folgt das Wetter anderen Regeln.



Das ist ein Siebenschläfer...

Ein Siebenschläfer (Glis glis).
Foto: Verpacker / Wikimedia Commons
 

Dieses Tier nennen wir auch Siebenschläfer.
Es schläft nämlich im Winter sieben Monate lang.
Aber....
mit dem Siebenschläfer-Tag hat es nichts zu tun.

Warum heißt der Tag "Siebenschläfer"?


Der 27. Juni heißt "Siebenschläfer"
so wie der 31. Dezember "Sylvester" heißt:
Beide sind Feiertage von Heiligen.


 
Die sieben Schläfer aus der Stadt Ephesus
Bild: Codex Bodmer
Foto: Wikimedia Commons


Die "sieben Schläfer" waren Männer aus der Stadt Ephesus.
Sie bekamen Ärger wegen ihrer Religion.
Jemand sperrte sie in eine Höhle ein.
Die Männer hatten nichts zu Essen
und nichts zu Trinken.
Aber sie starben nicht.
Sie schliefen nur. 
Nach vielen, vielen Jahren kam eine andere Person
und befreite die Männer.
Sie lebten immer noch
und glaubten immer noch an ihre Religion. 

Diese Geschichte gibt es im Christentum
und im Islam.
Aber die Bauernregel vom Siebenschläfer-Tag gibt es nur bei uns.




Wortliste

der Siebenschläfer, - 
auf twas chten = auf etwas aufpassen.
der Bauer, -n = Person. Sie arbeitet auf dem Land. Sie hat Felder und Tiere.
die Regel, -n = eine Regel sagt, wie man etwas immer machen soll. 
die Erfahrung, -en
stabil = so, dass es fest ist und sich nicht leicht bewegt.
einer Regel folgen = tun, was die Regel sagt.
nämlich = genauer erklärt
nichts mit (einer Sache) zu tun haben = keine Beziehung haben / nicht der Grund für (eine Sache) sein.
der Feiertag,-e = der Fest-Tag (zum Beispiel der Geburtstag)
der Heilige,-n = In der Religion: Ein Mann, der etwas sehr Gutes getan hat und dafür großes Ansehen hat.
phesus (sprich: ffesus) = Stadt in der heutigen Türkei. 
Ärger bekommen = Schwierigkeiten bekommen, von anderen Menschen Hass bekommen. 
einsperren = jemand in ein Zimmer oder ein Gefängnis bringen und die Türe mit einem Schlüssel zumachen.
befreien = jemanden, der eingesperrt ist, aus dem Zimmer oder aus dem Gefängnis herauslassen.
die Höhle, -n = Loch in einem Berg oder im Boden.
sterben, starb, gestorben = das Leben verlieren, kein Leben mehr haben. 
mmer nch = so wie vorher 
glauben = hier: denken, dass eine Religion richtig ist.

 

 

Mittwoch, 8. Juni 2016

Wander-Gesellen



Zwei Wandergesellen, 2006.
Foto: A. Stemmer / Wikimedia Commons

Manchmal sieht man sie auf der Straße:
Leute mit einem schwarzen Hut, 
einem weißen Hemd 
und einer schwarzen Krawatte.

Meistens sind es Männer.
Aber manchmal ist auch eine Frau dabei.
Sie ist genau so angezogen wie die Männer.   

Sie kommen am Morgen zu Bau·stellen und fragen:
Habt Ihr Arbeit für mich?
Am Abend kommen sie in Restaurants und fragen:
Hat jemand einen Schlaf·platz für mich? 

Diese Leute sind Wander-Gesellen. 
Sie haben ein Handwerk gelernt.
Ihre Lehre ist zu Ende.
Sie haben die Gesellen-Prüfung bestanden.

Aber sie möchten noch mehr lernen.
Deshalb sind sie auf Wanderschaft gegangen.
Das bedeutet:
Sie suchen Arbeit an anderen Orten.

Wenn sie eine interessante Arbeit finden, 
dann bleiben sie dort ein paar Monate.
Danach ziehen sie weiter.

Und wann gehen sie nach Hause?

Erst nach drei Jahren und einem Tag.
Vorher ist es nicht erlaubt.
Sie dürfen auch nicht auf Besuch nach Hause gehen.  

Nach drei Jahren und einem Tag, 
wenn die Wanderschaft vorbei ist,
können sie die Meister-Prüfung machen
Das ist die höchste Prüfung für Handwerker.


Woher kommt die Wanderschaft?


Eine Kathedrale: Der Kölner Dom
FJK71 / Tetraktis / Wikimedia Commons

Dieser Brauch ist im späten Mittel·alter entstanden.
Zuerst machten es die Bau·meister von Kathedralen.
Später war es in vielen Berufen üblich:
Die Gesellen mussten auf Wanderschaft gehen, 
bevor sie ein Meister werden konnten.

Heute ist die Wanderschaft freiwillig.
Und:
Seit einigen Jahrzehnten machen auch Frauen mit.

Trotzdem gibt es nicht mehr viele Wandergesellen.
2015 waren es nur ungefähr 500 Personen. 

In vielen Berufen hat der Brauch keinen Sinn mehr.
Langsam stirbt er aus.  

Welche Regeln haben die Wanderer?


Sie dürfen nicht nach Hause gehen.
Das habe ich oben schon gesagt. 
Aber es gibt noch andere strenge Regeln:

Sie dürfen kein Geld für Reisen ausgeben.
Sie müssen zu Fuß gehen
oder fragen, ob jemand sie mitnimmt.

Sie dürfen kein Geld für Übernachtungen ausgeben.
Sie müssen fragen, ob jemand sie umsonst übernachten lässt.

Sie dürfen kein Handy mitnehmen.
(Es ist wirklich ein Brauch aus dem Mittelalter...
Aber immerhin: 
telefonieren und mailen im Internet-Cafe ist erlaubt.)


Wenn man die Regeln liest, dann merkt man:
Wandergesellen brauchen viel Unterstützung von anderen Menschen.
Deshalb sollen sich alle Wanderer ehrlich und anständig benehmen,
Damit auch der nächste Wanderer Hilfe bekommt.

Wortliste

wndern = zu Fuß gehen / von einem Ort zum anderen gehen.
der Geslle, -n = Person. Sie hat ein Handwerk gelernt und am Ende eine Prüfung gemacht. 
das Hndwerk, -e = Beruf. In diesem Beruf arbeitet man mit den Händen. Man muss den Beruf zuerst lernen.
ngezogen sein = Kleider tragen.
die Baustelle, -n = Ort. Dort bauen Leute ein Haus.
bestehen, bestnd, bestnden = eine Prüfung machen und Erfolg haben. 
die Wnderschaft, -en = Zeit, in der ein Geselle oder eine Gesellin wandert. 
weiter ziehen, zog weiter, weiter gezogen = einen Ort verlassen, wo man eine Zeit lang gewesen ist, und sich auf den Weg zu einem anderen Ort machen.
nicht erlaubt = so, dass man es nicht tun darf.
auf Besuch = so, dass man für kurze Zeit zu einer anderen Person geht und dort isst oder wohnt.
der Meister, - = ein Handwerker, der eine schwere Prüfung gemacht hat. Er kann alles gut, was man in seinem Handwerk können muss. Er darf junge Leute unterrichten, so dass sie das Handwerk lernen.
der Brauch, ̈-e = wenn viele Leute eine Sache auf dieselbe Art machen, und wenn ihre Eltern und Großeltern das auch schon so gemacht haben.
das Mttelalter = die Zeit vom Jahr 500 n.C (nach Christus) bis 1500 n.C.
die Kathedrale, - n  = eine große Kirche. Dort gibt es einen Bischof.
üblich = so, dass alle es machen. 
freiwillig  = so, dass man es nicht machen muss.
das Jahrzehnt = die Zeit von 10 Jahren.  
mtmachen = hier: Sie befolgen einen Brauch, den früher nur die Männer gemacht haben.
ungefähr ~ = ein bisschen mehr oder weniger als ~ 
keinen Sinn haben = nicht nützlich sein und keinen Vorteil bringen.
aussterben = bald nicht mehr da sein /verschwinden.
die Reise, -n = hier: Die Fahrt mit dem Bus oder mit dem Zug.
mtnehmen = hier: Jemand im Auto mitfahren lassen oder für ihn eine Fahrkarte bezahlen.
übernchten, -en =  an einem Ort schlafen, wo man nicht wohnt.
die Übernchtung = Substantiv von "übernachten". 
umsnst = hier: so, dass man nicht bezahlen muss. 
immerhin die ganze Sache ist nicht gut, aber dieser eine Teil ist ok.
die Unterstützung, - en = die Hilfe.
ehrlich = so, dass man die Wahrheit sagt und keine Sachen nimmt, die anderen Leuten gehören.
nständig =so, dass man zu anderen Menschen sehr fair ist.
schaden = schlechte Folgen haben.