Samstag, 26. September 2015

Das Geheimnis von Hannover


Foto: Andro96 / Wikimedia Commons


Neulich war ich in Hannover.
Ich habe die Herrenhäuser Gärten besucht.
Sie haben früher dem König von Hannover gehört.


Es gibt dort einen großen Barock-Garten...

...und einen Landschafts·park im englischen Stil...

...und einen schönen alten botanischen Garten.



Herrenhäuser Gärten: Der Barock-Garten...
Foto: Arabsalam / Wikimedia Commons


.. und der Landschaftspark...
Foto: Bernd Schwabe in Hannover / 
Wikimedia Commons






...und der botanische Garten.
Foto: Thomas Hermes / Wikimedia Commons





















Es hat mir sehr gut gefallen.
Ich bin lange da geblieben -
viel länger, als ich geplant hatte.

Auf der Rück·fahrt habe ich gedacht:
Warum sagen eigentlich so viele Leute,
dass Hannover langweilig ist?

Wenn man sagt:
Ich fahre nach Hannover,
dann fragen die Leute:
Was willst Du denn ausgerechnet in Hannover?
Dort ist doch nichts los.
Nur die Stadt Bielefeld ist noch langweiliger.

Im Jahr 2000 war die Welt·ausstellung Expo in Hannover.
Damals haben viele Deutsche gesagt:
Das ist ja peinlich!
In Hannover kann man doch keine Weltausstellung machen.
Hannover ist doch nur eine Provinz·hauptstadt.
Was sollen denn die Leute von uns denken?

Einmal gab es eine große Umfrage:
Welche Großstadt in Deutschland ist am langweiligsten?
Und die Leute haben geantwortet:
1. Nürnberg
2. Hannover
...

Später haben andere Leute im Netz darüber diskutiert.

Einer hat geschrieben:
Nürnberg gehört nicht auf diese Liste!
Nürnberg ist nämlich sehr schön!

Ein anderer hat nur geschrieben:
Die haben Bielefeld vergessen!

Aber jemand hat auch gefragt:
Warum soll Hannover langweilig sein?
Wir haben doch die CeBIT.
Das ist die größte Computer·messe der Welt!
Wir haben viele schöne Feste,
zum Beispiel ein internationales Feuerwerk-Festival.
Außerdem sprechen wir das beste Deutsch!

Die Computermesse CeBIT [sprich: Zebit]
Foto: JMPerez / Wikimedia Commons

An dem Wort Wir kann man sehen:
Dieser User lebt selbst in Hannover.

Und wenn man Leute fragt, die in Hannover wohnen,
dann sagen sie:
Mir gefällt es hier.
Hier kann man eine Menge unternehmen.
Man kann gut ausgehen.
Es gibt auch Sehenswürdigkeiten.
Hannover ist sehr lebenswert!

Aha.
Lebenswert.  
Das ist doch sehr gut, oder?
Warum weiß man das anderswo in Deutschland nicht?

Zum Beispiel die Herrenhäuser Gärten:
Sie sind so schön -
aber viele Deutsche haben noch nie davon gehört.

Auf der Rückfahrt dachte ich plötzlich:
Dieses Gerücht, 
dass Hannover langweilig ist -
das haben die Hannoveraner selbst in die Welt gesetzt!


Ein Hannoveraner:  Kaktus im Botanischen Garten
Foto: Michael gäbler / Wikimedia Commons / CC-BY-SA-3.0














 Sie wollen Ihre Stadt für sich alleine haben.
 Sie wollen die schönen Gärten ohne Touristen
 genießen.




Aber ich werde darauf nicht mehr herein·fallen.
Ich fahre bestimmt wieder hin!


Wort-Liste

ạ = kurz, betont
a = lang, betont
(ä, ö, ü = kurz, betont /ä, ö, ü = lang, betont )


das Geheimnis, -sse = Etwas, das niemand wissen darf.
neulich = vor kurzer Zeit. Vor wenigen Tagen.
der Grten, ̈- = Ort. Dort sind Blumen und Bäume. Er gehört oft zu einem Haus.
der König, - e = Der Chef von einem Land. Sein Vater war auch schon Chef. Und sein Großvater auch.
der (auch: Das) Barck (nur Singular) = Die Zeit von 1575 – 1770.
die Lndschaft, -en = Das Land mit Bergen, Wäldern und Wasser.
der Stil, -e = (sprich:s-til) hier: es sieht so aus wie in England.
botanisch = es hat mit Pflanzen zu tun.
der botanische Grten = ein Garten, wo es Erklärungen über Pflanzen gibt.
planen = hier: Etwas tun wollen.
die Rückfahrt, -en = Der Weg zurück nach hause.
lngweilig = nicht interessant. Oder: So, dass man schlafen möchte.
usgerechnet = hier: Unter vielen anderen Städten.
die usstellung, -en = Ort. Dort haben Leute etwas vorbereitet, das man ansehen kann.
peinlich = so, dass man sich vor anderen Leuten schämt.
die Provnz, -en = Teil von einem Land.
die Hauptstadt, ̈-e = Ort. Dort arbeitet der Chef von einem Land.

die Ụmfrage = Aktion. Man fragt viele Leute: Was denken Sie über diese Sache?
die Großstadt, ̈-e  = Stadt. Dort leben mehr als 100 000 Menschen.

das Ntz, -e = hier: Das Internet.
diskutieren = darüber sprechen, ob es so ist oder nicht.

gehören = hier: dort sein sollen. Ein Teil davon sein.

vergssen, vergaß, vergssen = nicht daran denken. Oder: Nicht mehr wissen.
die Msse, -n = hier: Ausstellung (siehe oben). Dort kann man Produkte sehen und kaufen.
das Fst, -e = Viele Leute treffen sich und feiern zusammen. Beispiel: Geburtstags-Fest. 
das Feuerwerk, -e = (siehe Bild).

Feuerwerk-Festival in Hannover 2014
Foto: Foto.Funk / Wikimedia Commons
twas unternehmen = hier: ausgehen, Spaß haben.
usgehen = Essen gehen oder etwas trinken gehen.
die Sehenswürdigkeit, -en = Ort. Er ist schön oder interessant. Viele Leute gehen dort hin und sehen ihn an.
der User [sprich: Juser] = Person. Sie benutzt das Internet.
lebenswert = hier: dort kann man gut leben.
anderswo = an anderen Orten. 
plötzlich = schnell und ohne, dass man es vorher wusste.
das Gerücht, -e = Etwas, das viele Leute erzählen. Aber niemand weiß es genau.
der Hannoveraner, - / die Hannoveranerin, -nen = Person. Er oder sie kommt aus Hannover.
genießen, genss, genssen = Freude daran haben. Sich dort gut fühlen.
(auf etwas) hereinfallen, fiel … herein, hereingefallen = etwas glauben, das nicht stimmt.

Redensarten:
Dort ist nichts los = dort passiert nie etwas, dort ist es langweilig.
Was sollen die Leute von uns denken? = Wenn wir das tun, werden die Leute über uns lachen. Oder sie werden denken, dass wir schlecht sind.
Warum soll das langweilig sein? = Warum sagen die Leute, dass es langweilig ist?
Wir sprechen das beste Deutsch = In Hannover sprechen die Leute so, wie man schreibt.
Etwas in die Welt setzen = hier: Etwas anfangen. Etwas zum ersten Mal sagen.
Etwas für sich alleine haben = hier: Dort alleine sein.

Sonntag, 13. September 2015

Till Eulenspiegel als Seiltänzer



Ein Seil·tänzer
Bild: Daniel Chodowiecki (1726-1801)
Foto: Wikimedia Commons


Am 17.8. habe ich Till Eulenspiegel vorgestellt.
Ich habe zwei Geschichten von ihm erzählt.
Hier kommen wieder zwei Geschichten.
Viel Spaß!


am 17.8. [am siebzehnten achten]
Der Seiltänzer = Person. Sie geht 
oder tanzt auf einem Seil.





Geschichte 3

Till Eulenspiegel geht baden


Tills Familie wohnt jetzt an dem Fluss Saale.
Ihr Haus ist am Ufer.
Dort leben sie ein paar Jahre.
Es geht ihnen gut.

Die Saale bei der Stadt Merseburg.
Foto: Doris Anthony / Wikimedia Commons


Aber dann stirbt der Vater, Klaus Eulenspiegel.
Till und seine Mutter sind allein.
Die Mutter sagt:
Till, jetzt mußt Du arbeiten!
Aber Till will nicht arbeiten.
Er will spielen.

Till balanciert gerne.
Seine Mutter schimpft: 
Till, das ist gefährlich!
Lass das sein!


Hier ist ein Seil ge·spannt. Der Mann balanciert auf dem Seil. 
Foto: MichaelH / Wikimedia Commons
















Der Raum unter dem Dach heißt Dachboden.
Foto: Sansculotte / Wikimedia Commons.
Da macht Till heimlich weiter.
Er spannt ein Seil auf dem Dach·boden.
Dort übt er.
Bald kann er gut auf dem Seil gehen.
Er kann sogar auf einem Bein stehen.













Baden =  im Wasser sein. Baden gehen = (Redensart): Wenn ein 
Plan oder ein Projekt nicht funktioniert, ist man „baden gegangen“.
 Das Ufer, -  = Der Rand von einem Fluss oder See.
sterben, strbt, gestorben = das Leben geht zu Ende.
Allein sein = wenn kein anderer Mensch da ist, ist man allein.
schmpfen = zu jemand sagen, dass er etwas schlecht gemacht hat.
Balancieren [sprich: balongsieren]= (siehe Bild)
Gefährlich  = so, dass man sich weh tun oder sterben kann.
Lss ds sein = tu das nicht mehr!
Spạnnen  = (siehe Bild).
Das Seil, -e  = (siehe Bild).
Der Dạchboden, ̈-   = (siehe Bild).
Heimlich =  so, dass niemand es sieht.


Eines Tages bemerkt die Mutter,
was Till auf dem Dachboden macht.
Sie nimmt einen Koch·löffel 
und läuft hinauf.
Sie will Till schlagen.
Aber Till klettert schnell durch das Fenster
und setzt sich auf das Dach.

Die Mutter kann nicht auf das Dach klettern.
Sie schimpft durch das Fenster.

Die Frau schlägt den Hund mit einem Kochlöffel.
Bild: Wilhelm Busch // Foto: Wikimedia Commons

Till sitzt auf dem Dach und denkt:
Was meine Mutter sagt, ist mir egal!
Ich bin ein Seiltänzer!
Morgen zeige ich allen, was ich kann.





bemrken  = plötzlich sehen. 
Der Kọchlöffel, -   = (siehe Bild)
Schlagen, schlug, geschlagen  = (siehe Bild)
Klẹttern   =  auf Händen und Füßen nach oben gehen.
Egal  =  so, dass es mich nicht interessiert.
Zeigen =  andere Leute sehen lassen.


Am nächsten Tag steht Till früh auf.
Er spannt ein Seil vom Dachboden über die Saale.
Am anderen Ufer ist auch ein Haus.
Dort bindet er das Seil fest.

Jetzt geht die Sonne auf.
Till klettert auf das Seil
und läuft über den Fluss.

Die Nachbarn sehen ihn.
Sie laufen aus den Häusern und rufen:
Mach das noch einmal!

Till geht über dem Fluss hin und her.
Er dreht sich und springt.
Dann balanciert er auf einem Bein.

Immer mehr Nachbarn kommen heraus.
Sie lachen und rufen laut:
Noch einmal! Noch einmal!

Tills Mutter hört den Lärm.
Sie geht hinaus und sieht Till über dem Fluss.
Zuerst erschrickt sie.
Aber dann denkt sie:
Na warte!

Sie holt ein Messer,
geht auf den Dachboden
und zerschneidet das Seil.


Die Frau zerschneidet ein Seil mit einem Messer.
Bild: Wilhelm Busch  // Foto: Wikimedia Commons



Till fällt in die Saale.
Er muss viel Wasser schlucken.
Ganz nass kommt er heraus.
Er ist sehr wütend auf seine Mutter!

Die Nachbarn lachen Till aus.
Sie rufen:
Ha Ha Ha! 
Till Eulenspiegel ist baden gegangen!

Da denkt Till nicht mehr an seine Mutter.
Er denkt nur noch an die Nachbarn.
Er sagt:
Na wartet!
Ich räche mich!

Fẹstbinden = Ein Seil fest machen.
Ạufgehen  = hier: Die Sonne kommt herauf.
Sich drehen = zuerst nach vorne sehen, dann zur Seite, dann 
nach hinten, dann zur anderen Seite und dann wieder nach vorne.
Sprịngen, sprạng, gesprụngen = beide Füße zur 
gleichen Zeit vom Boden weg heben.
Der Lärm, (nur Singular)  = Viele laute Geräusche zur gleichen Zeit.
Erschẹcken  = einen Schock bekommen.
Das Mẹsser, -  = (siehe Bild)
Zerschneiden = (siehe Bild)
Fạllen, fiel, gefạllen  = sehr schnell nach unten kommen.
Schlụcken = wenn man etwas isst, dann tut man es in den Mund und schluckt es.
Wütend sein  =   hier: sehr böse auf jemand sein.
Ạuslachen  = Über eine Person lachen.
N warte! =  (Redensart) Später zeige ich Dir, dass ich stärker bin als Du!
N wartet! = (Redensart) Später zeige ich Euch, dass ich stärker bin als Ihr!
Ich räche mch = Jemand hat mir etwas Böses getan. Später tue ich ihm auch etwas Böses.



Geschichte 4

Till macht ein Kunststück mit Schuhen

Am nächsten Tag geht Till auf den Markt·platz.
Er spannt ein Seil und ruft:
Heute zeige ich Euch ein großes Kunst·stück.
Dazu brauche ich viele Schuhe.
Aber es geht nur mit linken Schuhen.
Gebt mir alle eure linken Schuhe!

Viele junge Leute ziehen den linken Schuh aus.
Bald hat Till über hundert Schuhe.
Er bindet die Schuhe an·einander.
Dann klettert er auf sein Seil.
Über hundert junge Leute stehen auf einem Bein
und warten auf das Kunststück.

Till Eulenspiegel bindet die Schuhe aneinander.
Künstler: Stefan Horota / Berlin Weissensee
Foto: Sebastian Wallroth /Wikimedia Commons

Till ruft:
Achtung! Jetzt kommt das Kunststück!
Sucht eure Schuhe! 

Und er wirft die Schuhe hinunter.

Die jungen Leute springen zu den Schuhen.
Jeder denkt:
Wo ist mein Schuh? Wo ist mein Schuh?
Einer nimmt einen Schuh.
Ein anderer ruft:
Lass los! Das ist mein Schuh!
Der eine antwortet:
Du lügst! Es ist mein Schuh!
Bald streiten alle.
Einer schlägt den anderen.
Der andere schubst einen Dritten.
Wieder andere reißen sich an den Haaren.

Die Erwachsenen kommen dazu.
Einer ruft:
He, Du! Warum schlägst Du mein Kind? 
Der andere schreit:
Dein Kind hat meines zuerst geschlagen!
Bald gehen sie auf einander los.
Einer liegt oben,
einer liegt unten...
So eine Schlägerei hat es im Dorf noch nie gegeben.

Am nächsten Tag sind alle wütend auf Till.
Deshalb versteckt er sich im Haus.
Einen ganzen Monat geht er nicht hinaus.

Diese Frau versteckt sich hinter einem Buch.
Foto: Bernhard Ludewig / Wikimedia Commons

Seine Mutter freut sich.
Sie denkt:
Jetzt ist mein Till ein guter Junge geworden.

Aber so ist es nicht ....
Später macht Till Eulenspiegel noch viel mehr Unsinn.
Bald erzähle ich mehr davon.
Till Eulenspiegel-Briefmarke
Foto: Wikimedia Commons



Der Mạrktplatz,  ̈-e. Ein Platz, wo viele Leute Sachen verkaufen.
Das Kụnststück, -e. = Etwas, das sehr schwierig ist und das man nicht oft sehen kann.
Der lịnke Schuh = Der Schuh, den man links trägt.
Aneinạnderbinden  = hier: einen Schuh an den nächsten binden, und so immer weiter.
Suchen = herausfinden, wo etwas ist.
Lạss los! = Tu deine Hand weg!
lügen = nicht die Wahrheit sagen. Absichtlich etwas sagen, das nicht richtig ist.
Streiten, strịtt, gestrịtten = böse mit einander reden und sagen, dass der andere nicht Recht hat.
Schụbsen = Jemand mit den Händen plötzlich drücken, so dass er auf den Boden fällt.
Reißen, rịss, gerịssen = hier: Stark an den Haaren ziehen.
Aufeinạnder losgehen = zum anderen laufen, weil man ihn schlagen will.
Die Schlägerei, -en  = Viele Leute sind da und jeder schlägt jeden.
Verstẹcken = (siehe Bild)
Ein guter Jụnge = ein Junge, der gut ist.